Kantonsspital Aarau

Kinderspital kämpft mit (über)besorgten Eltern

23.12.2022, 13:07 Uhr
· Online seit 23.12.2022, 11:56 Uhr
Sowohl RS-Viren als auch die Grippe sorgen derzeit in den Notfallstationen Schweizer Kinderspitäler für Hochbetrieb. Daneben kämpft das Kinderspital des KSA aktuell mit medizinischen Bagatellfällen, welche den Notfall zusätzlich belasten.
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Viele Viruserkrankungen bringen Spitäler derzeit an den Anschlag. Dies mache sich besonders an Schulen und Kindergärten bemerkbar. Besorgte Eltern würden teilweise deutlich zu früh Alarm schlagen und damit die Notfallpraxen zusätzlich belasten, wie Patrick Haberstich, der leitende Arzt des Kindernotfalls in Aarau, erklärt: «Es liegt in der Natur, dass eine Erkältung seine Zeit braucht und ein Mensch nicht von heute auf morgen wieder gesund wird. Einige Eltern haben ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis und wollen direkt, dass ihre Kinder von Spezialisten beurteilt werden.»

Was tatsächlich ein Notfall ist und was nicht, sei teilweise schwierig einzuschätzen. Haberstich erklärt: «Man muss teilweise wieder mehr Mut haben und nicht denken, man mache alles falsch.» Es sei unverhältnismässig, wegen eines Schnupfens direkt die Notfallklinik zu besuchen. Dort treffen Ansichten von Eltern und Medizinern aufeinander. Und trotzdem betont er: «Auch wenn ein Patient eintrifft, der wie ein Bagatellfall wirkt, müssen wir diesen sehr ernst nehmen.»

Die Patienten würden vorab kategorisiert werden, um die Bagatellfälle und die Notfälle trennen zu können, was sich in der grossen Menge allerdings als herausfordernd darstellt. In jedem Fall versuchen die Fachkräfte, die Sorgen und Sichtweisen der Eltern zu verstehen. Durch Bagatellfälle sei die Triage in der Kinderklinik aber mehr gefordert, was zu längeren Wartezeiten führt. «Mit alltagskonformen Tipps und Tricks zeigen wir den Eltern auf, was sie zu Hause tun könnten, bevor sie beim nächsten Mal direkt in den Notfall gehen», so Haberstich.

Das sind die Tipps vom Kinderarzt

Fieber:

Kinder haben Fieber ab einer Temperatur von 38.5°C, Neugeborene bis 1 Monat ab 38°C. Ursache ist häufig eine virale Entzündung. Eine Therapie mit Antibiotika hilft nur bei bakteriellen Entzündungen.

Zu Hause hilft:

  • Ruhe und Geborgenheit
  • Häufiges Trinken lassen (Schoppen, Tee, Wasser)
  • Kühlende Wadenwickel
  • Fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen (ab einem Alter von 6 Monaten)

Zur Ärztin / zum Arzt:

  • Im Alter von unter einem Monat und über 38°C Fieber
  • Kind ist sehr krank und fühlt sich schlapp
  • Kind mag nicht trinken
  • Fieber hält länger als 3 Tage an
  • Fieberkrampf

Ohrschmerzen:

Eine Mittelohrentzündung ist häufig die Folge einer Virusinfektion und benötigt keine Antibiotikatherapie. Mit den untenstehenden Tipps heilen viele Entzündungen innerhalb von ein paar Tagen ab.

Zu Hause hilft:

  • Bei starken Schmerzen gib deinem Kind Schmerzmedikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen
  • Pflege die Nase mit einer Kochsalzlösung und verwende ein altersentsprechendes Nasenspray oder Nasentropfen

Zur Ärztin / zum Arzt:

  • Ohrschmerzen werden trotz Schmerzmedikamenten nach 2-3 Tagen nicht besser
  • Unstillbares Schreien trotz Verabreichung von Medikamenten
  • Schlechter Zustand des Kindes
  • Kind ist unter 6 Monate alt
  • Es läuft Flüssigkeit aus dem Ohr
  • Das Ohr steht ab und der Knochen hinter dem Ohr ist stark gerötet

Husten:

Husten ist ein wichtiger Abwehrmechanismus unseres Körpers und meist Zeichen einer Erkältung. Hustensirupe helfen dabei nicht, sondern können potenziell auch gefährlich sein.

Zu Hause hilft: 

  • Viel trinken, vor allem warmen Tee (Kamille, Thymian, Lindenblüte etc.)
  • Ab einem Alter von 12 Monaten Honig im Tee oder auf dem Löffel
  • Oberkörper hochlagern
  • Regelmässiges Lüften und eine Luftfeuchtigkeit von 50-60%
  • Unbedingt Zigarettenrauch vermeiden

Zur Ärztin / zum Arzt:

  • Schwere Atmung oder Atemnot
  • Kind kriegt zum Essen oder Trinken kaum Luft
  • Kind fühlt sich sehr schlapp und müde
  • Kind hustet länger als zwei Wochen

Magendarmgrippe:

Eine Magendarmgrippe (Erbrechen und / oder Durchfall) wird sehr oft durch Viren verursacht. In der Weihnachtszeit können zusätzlich auch Bakterien vorkommen. Oftmals hat das Kind Bauchschmerzen und teils auch Fieber. Trotz allem ist die Flüssigkeitszufuhr durch den Mund die wichtigste Massnahme.

Zu Hause hilft:

  • Gib deinem Kind immer wieder löffelweise zu trinken (z. B. verdünnten, klaren Apfelsaft oder Bouillon) sowie leichte Lebensmittel wie Zwieback oder Salzstengeli

Zur Ärztin / zum Arzt:

  • Häufiges Erbrechen und / oder Durchfall
  • Trinken wird verweigert
  • trockene Windeln
  • Kind wird immer müder und schlapper

Verbrennung/Verbrühung:

Weihnachtszeit ist auch Kerzen- und Teezeit. Sollte es zu einer Verbrennung oder Verbrühung kommen, kannst du wie folgt vorgehen:

Zu Hause hilft: 

  • Kühle die betroffene Stelle sofort mit handwarmem Wasser für ca. 10 Minuten
  • Ziehe dem Kind nasse Kleider aus
  • Achte darauf, dass dem Kind nicht kalt wird
  • Trage bitte nichts auf die Wunde auf

➜ Anschliessend ist eine Vorstellung bei einer Ärztin oder einem Arzt empfohlen.

veröffentlicht: 23. Dezember 2022 11:56
aktualisiert: 23. Dezember 2022 13:07
Quelle: ArgoviaToday

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