Kunstflugstaffel

Patrouille Suisse am Lauberhorn: Haben die Flugshows noch Zukunft?

12.01.2023, 10:53 Uhr
· Online seit 12.01.2023, 07:19 Uhr
Seit 2000 bildet die Patrouille-Suisse-Vorführung einen fixen Programmpunkt der Lauberhornrennen. Ist eine Kunstflugshow in Zeiten des Klimawandels, der sich diesen Winter in tieferen Berglagen besonders deutlich zeigt, überhaupt noch angebracht?
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Rund 20 Minuten lang zeigen sechs Piloten mit ihren F-5 Tiger-Jets anhand verschiedener Formationen ihr Können. Hier eine 360-Grad-Aufnahme vom Weltcuprennen im vergangenen Jahr.

Teure, alte Tiger-Flotte

Im Zusammenhang mit der Bestellung der amerikanischen Kampfjets des Typs F-35 per Ende 2025 stellte sich insbesondere letztes Jahr die Frage nach der Zukunft der Patrouille Suisse. So realisierte der Bundesrat im September die Bestellung der neuen Kampfjets und signalisierte gleichzeitig sein Einverständnis für die Ausserdienststellung der Tiger-Flotte.

Wie der «Tages-Anzeiger» im Februar 2022 berichtete, könnten mit dieser Aktion ab 2025 jährlich 44 Millionen Franken eingespart werden. Doch sowohl der Stände- als auch der Nationalrat lehnten den VBS-Antrag zur «Pensionierung» der 40-jährigen Tiger-Flotte im September ab und sicherten somit das vorläufige Fortbestehen der nationalen Kunstflugstaffel. Warum? «Der Tiger ist nicht irgendein Flugzeug, sondern das Flugzeug unserer Patrouille Suisse», liess SVP-Ständerat Alex Kuprecht gemäss dem «Thuner Tagblatt» verlauten. Auch für Werner Salzmann, den Berner Ständerat und Präsidenten der Sicherheitskommission, ist es – einem Kommentar des «Tages-Anzeiger» zufolge – eine «emotionale» Frage. Militärisch gesehen brauche es die Patrouille Suisse nicht.

Problematischer Schneemangel

Emotional sind auch die Berichterstattungen im Vorfeld des Lauberhornrennens. Wie in Adelboden einige Tage zuvor warf auch die Durchführung der Weltcup-Rennen in Wengen Fragen auf. Der Grund: Zu milde Temperaturen über die Festttage und folglich zu wenig Schnee. Ein Tiktok-Video, das zeigt, wie sich Skifahrende am 1. Januar in Wengen durch Matsch kämpfen müssen, ging viral.

Quelle: BärnToday / Fabiola Hostettler

Urs Näpflin, seit neun Jahren OK-Präsident der Lauberhornrennen, konnte sich im Interview mit Keystone-SDA am Dienstag nicht erinnern, wann es jemals so lange warm gewesen sei und rechnet auch in den Tagen vor Rennbeginn nicht mit grossen Temperatur-Abkühlungen. «Die ganze Entwicklung um das Klima wird uns zunehmend beschäftigen», betont der OK-Präsident.

Welchen Platz hat also eine Kunstflugshow an einem Weltcup-Rennen, das die Folgen der Klimaerwärmung bereits jetzt deutlich zu spüren bekommt?

«Keine zusätzlichen Emissionen»

Andreas Mühlheim, Geschäftsführer der Lauberhornrennen, betont auf Anfrage von BärnToday, Patrouille Suisse produziere anlässlich der Trainings am Donnerstag und Freitag und der Show am Samstag keine zusätzlichen Emissionen. «Die an den Vorführungen geflogenen Flugstunden werden den Piloten voll angerechnet, die sie sonst anderweitig in Form von Trainings fliegen würden», erklärt der Geschäftsführer.

Für Grünen-Grossrat Beat Kohler aus Meiringen ist der Auftritt hingegen aus der Zeit gefallen. Zwar dürften ihm zufolge die durch die Kunstflugshow verursachten Emissionen im Vergleich zu den gesamten Emissionen des Grossanlasses nicht riesig sein. Der Politiker betont dennoch: «Diese Emissionen liessen sich aber zumindest in Wengen leicht vermeiden, ohne dass dem Skispektakel etwas in den Weg gestellt würde.»

«Es passt auch nicht zu den Diskussionen um die Energiemangellage, wenn hier zum Spass Kerosin verbrannt wird. Mindestens seit 30 Jahren ist bekannt, dass Skigebiete unter 1500 Metern angesichts der Klimaerwärmung nicht mehr mit genügend Schnee rechnen können und dennoch haben alle weitergemacht wie bisher und man hat versucht, das Problem mit Schneekanonen zu lösen.» Jetzt sei es selbst dafür zu warm.

Nachhaltiger Treibstoff kommt ins Spiel

Lauberhorn-Geschäftsführer Mühlheim ist jedoch der Ansicht, die Luftwaffe leiste bereits jetzt einen grossen Beitrag im Bereich Nachhaltigkeit. «Ein Beispiel dafür ist der Sustainable Aviation Fuel. Das ist nachhaltiger Treibstoff, der mit grüner Energie hergestellt wird.» Ab 2023 werde so viel wie möglich davon dem herkömmlichen Treibstoff beigemischt.

Sofern das Wetter am Wochenende mitspielt, wird die Patrouille Suisse auch am diesjährigen Lauberhornrennen ihre Flugkunst vorführen. Dank des Zuspruchs von National- und Ständerat wird die Tiger-Flotte noch nicht in Rente geschickt, der Fortbestand des Aushängeschilds der Schweizer Armee ist also vorerst gesichert. Wie die Beschaffung des F-35A-Kampfjets per Ende 2025 die Kunstflugstaffel verändern wird, ist aber noch unklar. «Aktuell ist noch nicht absehbar, welchen Einfluss der F-35A auf die Patrouille Suisse hat. Die Arbeiten dazu sind am Laufen», betont die Schweizer Luftwaffe.

veröffentlicht: 12. Januar 2023 07:19
aktualisiert: 12. Januar 2023 10:53
Quelle: BärnToday

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