Sagenumwobene Tradition

Warum in Büren an der Aare die erste Fasnacht der Schweiz gefeiert wird

Rahel Stähli, 1. Januar 2023, 12:03 Uhr
Das «Büre-Nöijohr» in Büren an der Aare ist eine der ersten Fasnachten der Schweiz. Nach zwei pandemiebedingten Absagen herrscht im historischen Städtchen am Sonntag, am ersten Tag des neuen Jahres, wieder närrisches Treiben.
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«Ich kenne keine andere Fasnacht, die früher stattfindet als jene in Büren an der Aare», erklärt Jürg Suter, Präsident der Türmliwilerzunft, welche die Fasnacht mitorganisiert. Er gehe schwer davon aus, dass die Narren im historischen Städtchen im Berner Seeland als erstes im neuen Jahr zusammenkommen. Viele Möglichkeiten, eine Fasnacht früher zu machen, gebe es ja schliesslich auch nicht, schmunzelt Suter.

Fasnacht als Entschädigung

Eine Sage will wissen, warum in Büren schon am 1. Januar Fasnacht gefeiert wird. «Die Gemeinde war früher ein Wallfahrtsort», so Suter. Zu Tausenden pilgerten Leute nach Büren, um dort in einer Kirche totgeborene Kinder wieder zum Leben zu erwecken.

Nach der Reformation wurde die besagte Kirche zerstört und Büren ging ein lukratives Geschäft verloren. Als Entschädigung soll die Berner Regierung der Gemeinde zwei Freinächte zugesprochen haben, welche auf den 1. und 2. Januar gelegt wurden. So soll die Fasnacht zustande gekommen sein.

«Türmliwil» statt Büren

Im Rahmen der Fasnacht wechselt Büren an der Aare jeweils den Namen, dafür werden die Orts- und Verkehrsschilder ausgetauscht. «Die Gemeinde ist am 1. und 2. Januar mit ‹Türmliwil› angeschrieben.» In Büren gebe es «Türmli» auf dem Schloss, der Kirche und dem Schulhaus. Wieso der Ortsnamen-Wechsel aber genau vollzogen wird, weiss der Präsident der Türmliwilerzunft nicht. «Ich finde das aber eine super Sache.»

Nicht Ortskundige hingegen dürften sich in den vergangenen Jahrzehnten schon öfters die Zähne dabei ausgebissen haben, wenn sie Anfang des Jahres Büren an der Aare besuchen wollten und die Gemeinde aufgrund des Namenswechsels nicht finden konnten.

«Chesslete» und «Nimmerseelig»

Gestartet hat die Bürener Fasnacht bereits am Sonntagmorgen mit ordentlich viel Krach. Die sogenannte «Chesslete» um 5.01 Uhr war der Startschuss des zweitägigen Events. Knapp 30 Bürenerinnen und Bürener zogen mit Glocken durchs Dorf. Nach dem lärmigen Marsch wurde traditionellerweise Mehlsuppe gegessen.

Höhepunkt der Fasnacht ist am Bärzelitag, am 2. Januar, das Verbrennen des «Nimmerseeligs» in der Altstadt. «Die Tradition geht auf einen Brandstifter zurück, welcher das Städtchen anzünden wollte», so Jürg Suter. Der Mann wurde damals verurteilt. «Und nun verbrennen wir jedes Jahr eine Strohpuppe in seiner Gestalt. Die Seele des Brandstifters soll nie mehr Ruhe finden können.»

Am Neujahrsabend werden im Rahmen der Fasnacht Schnitzelbänke vorgetragen. Dabei geht es vor allem darum, Missgeschicke wiederzugeben, die einigen Bewohnerinnen und Bewohnern von Büren im vergangenen Jahr passiert sind.

Umzug mit Guggen

Die Organisatoren erwarten dieses Jahr viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer am traditionellen Umzug am Neujahrstag. Dieser startet um 14.31 Uhr mit einem Böllerschuss.

Es hätten sich fünf Guggenmusik-Vereine angemeldet, diverse Fasnächtler mit gebastelten Wagen, die sich Sujets für den Umzug ausgedacht haben und verkleidete Kleingruppen. Nebst den einheimischen «Houzbrügg-Fägern» nehmen auch Gast-Guggen aus anderen Kantonen teil.

Der Präsident der Türmliwilerzunft, Jürg Suter, freut sich sehr auf die Bürener Fasnacht, nachdem sie zwei Mal aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste. «Die Wetterprognosen sind sensationell. Ich bin mir sicher, viele Leute werden bis spät in die Nacht auf der Strasse unterwegs sein.» Für das leibliche Wohl im Städtchen sorgen während des Anlasses diverse Festwirtschaften.

Quelle: BärnToday
veröffentlicht: 1. Januar 2023 08:14
aktualisiert: 1. Januar 2023 12:03
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