Viele suchen Hilfe

Grosse Nachfrage nach psychologischer Betreuung

· Online seit 22.10.2022, 06:03 Uhr
Menschen in der Schweiz suchen immer öfter psychologische Hilfe, doch die bestehenden Therapeutinnen und Therapeuten sind oft auf lange Zeit ausgebucht. Es gibt lange Wartelisten und es kommt zu Abweisungen.

Quelle: BärnToday / Fabiola Hostettler & Warner Nattiel

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Die Herbstferien sind vorüber, die Tage in der Schweiz werden kürzer und die Temperaturen sinken. Das kann bei einigen ziemlich aufs Gemüt schlagen. Um den Start in den Arbeitsalltag zu schaffen, rät Psychologe Andi Zemp zu einem sanften Wiedereinstieg. «Ich empfehle, erst einfache Aufgaben zu erledigen, man könnte beispielsweise Mails sortieren.»

Gleichzeitig drücken auch weitergehende Problematiken wie der Ukrainekrieg auf die Stimmung. Doch nicht alles ist dramatisch. «Wir Menschen sind gut darin, Probleme zu verdrängen. So ist das Thema Energiemangel für viele noch nicht so relevant. Erst wenn der Strom tatsächlich ausfallen sollte, wird es wohl bei vielen auf die Stimmung schlagen», sagt Zemp.

System ist überlastet

Immer mehr Personen suchen sich professionelle Hilfe, da ihre mentale Verfassung unter den aktuellen Bedingungen leidet. Eine mögliche Anlaufstelle wären Psychologinnen und Psychologen, doch deren Agenden sind schon mit Terminen überfüllt. «Seit drei Jahren ist das so bei mir», schildert Zemp. «Es ist hart, Menschen in schwierigen Lagen abzuweisen. Vor allem weil ich weiss, dass sie auch an einem anderen Ort keinen Platz finden», bestätigt der Psychologe die prekäre Lage.

Schon vor der Pandemie verlangte die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP), bestehende Versorgungslücken zu schliessen. In der Pandemie verzeichnete die Branche eine deutliche Zunahme der Nachfrage. «Das Fass ist bei vielen Personen voll. Darum ersuchen mehr Menschen Hilfe», sagt Zemp. Es fehle aber an Fachpersonal, um dem Bedürfnis gerecht zu werden.

Bringt neue Abrechnungsmethode Erleichterung?

Bis im Sommer war Psychotherapie nur über eine Zusatzversicherung abgedeckt oder Patientinnen und Patienten zahlten die Behandlungen selbst. Seit Anfangs Juli können Psychologinnen und Psychologen ihre Leistungen über die Grundversicherung verrechnen. Doch: «Der bürokratische Aufwand hat extrem zugenommen», so Zemp. Es sei nun aber einfacher, zu einem kleineren Pensum selbstständig zu arbeiten.

«Psychotherapie ist ein frauendominierter Beruf und bisher war die Selbstständigkeit nicht wirklich ansprechend. Viele Psychologinnen haben den Beruf für die Familie aufgegeben», sagt Zemp. Dies könne sich nun dank der neuen Abrechnungsmethode anders entwickeln. Teilpensen seien eher möglich, was langfristig für eine Entspannung der aktuellen Lage führen könnte.

veröffentlicht: 22. Oktober 2022 06:03
aktualisiert: 22. Oktober 2022 06:03
Quelle: BärnToday

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