Zentralschweiz

Ansturm oder nicht? So bereiten sich Geschäfte auf «Black Friday» vor

24.11.2020, 08:21 Uhr
· Online seit 23.11.2020, 16:46 Uhr
Verkehrschaos, überfüllte Geschäfte und Gassen: Dieses Bild hat sich in den vergangenen Jahren am «Black Friday» gezeigt. Im Corona-Jahr ist dies ein Horror-Szenario. Die Läden versuchen einen Ansturm zu verhindern – und dennoch berücksichtigt zu werden.
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«Black Friday»: Die Tradition aus den Vereinigten Staaten am Freitag nach «Thanksgiving» markiert dieses Jahr am 29. November den Start in die Weihnachtseinkäufe. Jeder Händler will der Erste sein, daher bieten sie ihre Produkte teils während einer Woche zu Aktionspreisen an oder wie «MediaMarkt» oder «Amazon» gar durchgehend im November.

Kommt der Ansturm am Freitag?

Den «Black Friday» über mehrere Tage auszudehnen scheint eine Lösung zu sein, um grossen Menschenansammlungen in den Läden und Einkaufscentern vorzubeugen. Davon geht man auch beim Emmen Center, beim Länderpark Stans und beim Mythen Center Schwyz aus.

«Nein», sagt hingegen Julian Zrotz, Geschäftsführer der Online-Plattform «blackfridaydeals.ch» mit Sitz in Malters. «Die Leute warten und informieren sich in den Tagen zuvor über die Aktionen, um dann am ‹Black Friday› beim günstigsten Anbieter zuzuschlagen.» Sie zum Beispiel hätten die Hälfte des «Black Friday»-Umsatzes im vergangenen Jahr innerhalb dieser 24 Stunden gemacht.

«Wer zu früh kauft, den bestraft das Sonderangebot», beschreibt Martin Hotz, geschäftsführender Partner des Detailhandel-Beratungsunternehmens «Fuhrer & Hotz» in Baar diese Situation. Er erwartet jedoch keinen grossen Ansturm in den Geschäften, sondern, dass die Leute der Masse beim Einkaufen ausweichen werden, wie sie dies bislang in der Corona-Krise getan hätten.

«Die Bereitschaft der Leute, in Läden zu gehen beziehungsweise länger zu verweilen und sich inspirieren zu lassen, wird auch am ‹Black Friday› nicht grösser sein», sagt Hotz voraus. Zudem gebe es in den Innenstädten und Shoppingcentern noch Luft nach oben, bis die geltenden Corona-Massnahmen am Anschlag seien.

Geschäfte setzen auf Sicherheitspersonal

Sollte es am «Black Friday» dennoch zu einem Ansturm kommen, rüsten sich die Läden und Einkaufscenter unter anderem mit Sicherheitspersonal. «Wir haben leicht mehr Anfragen», bestätigt David Wyder, Regionalleiter Securitas Zentralschweiz. Viele Geschäfte hätten jedoch auch eigene Sicherheitsdienste beziehungsweise würden Personal einsetzen.

Das Emmen Center zum Beispiel setzt auf mehr Sicherheitspersonal, um zu gewährleisten, dass das Schutzkonzept eingehalten wird. Zudem würden vor den Geschäften Wartezonen eingerichtet, um den Abstand sicherzustellen. Man appelliere aber auch an die Selbstverantwortung der Besucher.

Auch die Stadt Luzern prüft, ob und welche Massnahmen im Hinblick auf den «Black Friday» notwendig sind. Auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 schreibt die Sicherheitsdirektion: «Die Stadt ist in Kontakt mit verschiedenen Partnern wie der Polizei und dem kantonalen Führungsstab.» In der Stadt Zug sind gemäss Sicherheitsdirektor Urs Raschle keine speziellen Vorkehrungen geplant.

Gewinner und Verlierer des Black Fridays

«Niemand sollte ein Krisen-Gewinner sein», stellt Julian Zrotz klar. Dennoch werde der Onlinehandel zu Corona-Zeiten wohl noch stärker vom «Black Friday» profitieren als der stationäre Handel. Er rechnet bei «blackfridaydeals» mit einem Wachstum von 25 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Dies, weil sich mehr Leute nicht nur online informieren, sondern auch gleich kaufen würden.

Eine Demoscope-Umfrage von Ende Oktober bei über 1'000 Personen in der Schweiz zeige zudem, dass mit 62 Prozent der grösste Teil der Befragten, die Shoppingcenter am «Black Friday» meiden will. Jeder Vierte sagt, er gehe trotz Corona hin.

Während sich Online-Händler also sorgen, dass die Logistik nicht nachkommt, hoffen die stationären Händler, dass die Leute – unter Einhaltung der Corona-Massnahmen – auch sie berücksichtigen. Die Gewinner des «Black Fridays» seien schlussendlich aber die Konsumenten, ist sich Martin Hotz sicher: «Unter den enormen Rabatten leidet die Rendite der Händler. Zudem verlagert sich ihr Weihnachts-Umsatz lediglich vom Dezember in den November.»

Gegenbewegung zum «Black Friday»

Übrigens gibt es mit dem «Colorful Friday» eine Initiative der Luzerner «Fashion Revolution», die den «Black Friday» nutzen will, um gegen den Überkonsum zu werben. Statt eine Rabatschlacht gibt's dort eine Sammelaktion für den guten Zweck.

(mso/imü)

veröffentlicht: 23. November 2020 16:46
aktualisiert: 24. November 2020 08:21
Quelle: PilatusToday

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