Jetzt muss der Bundesrat handeln – leider

Die Politbeobachter und Experten sind sich einig: Der Bundesrat kommt nicht darum herum, heute die Ausweitung der Zertifikatspflicht zu beschliessen. Denn die Intensivstationen sind wegen ungeimpften Corona-Patienten am Anschlag und die Impfkampagne scheint nicht wirklich vorwärtszukommen.

Über die Gründe für die fehlenden Impfbereitschaft lässt sich nur spekulieren. Zum einen fehlten in gewissen Regionen wohl noch immer genügend niederschwellige Angebote. Darauf lässt sich zumindest schliessen, wenn man die Erfolge der Walk-In-Impfungen und der Impf-Busse sieht. Zum anderen gibt es trotz aller wissenschaftlichen Beweise noch immer viele Leute, die der Impfung generell skeptisch gegenüber stehen. Hier liegt die Verantwortung bei der Politik und den Medien, die offensichtlich die Fakten nicht genügend glaubwürdig kommunizieren.

Impfverweigerung aus Trotz

Und dann gibt es noch die stetig wachsende Gruppe, die zwar einer Impfung nicht grundsätzlich abgeneigt ist, sich aber nicht dazu zwingen lassen will. Die Schweiz kennt keinen Impfzwang. Was aber scheibchenweise an Verschärfungen der Massnahmen für Arbeit und Freizeit eingeführt wird, kommt einem Impfzwang immer näher. Die Abwehrreaktion dieser Leute ist also verständlich.

Trotzdem wird eine weitere Verschärfung nicht vermeidbar sein. Denn auch wenn es nach Zwängerei aussieht, ist die Impfung schliesslich der einzige Weg aus dieser Pandemie. Wer sich impfen lassen kann, sollte das machen. Die Wissenschaft und damit die Fakten sprechen eine klare Sprache, da können die selbst ernannten Skeptiker noch so laut ihre andere Meinung vertreten.

Es braucht mehr als die Zertifikatspflicht

Der Bundesrat muss jetzt handeln. Schuld daran sind jene Leute, die genau diese Massnahmen am lautesten kritisieren. Dabei haben sie es in der Hand – beziehungsweise im Oberarm – diese Ausnahmesituation zu beenden.

Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die Ausweitung der Zertifikatspflicht genügt. Das Virus wird an Schulen munter weiterverbreitet und von dort wieder in die Busse und Züge, die Haushalte und damit auch wieder in die Wirtschaft getragen. Es braucht also zwingend auch griffige Massnahmen für die Schulen, sonst bleiben wir bei der Pflästerlipolitik. Und noch nie in der Geschichte hat ein Pflästerli gegen ein Virus geholfen.