Schweiz

Weshalb der Bund sagte, Masken würden nichts bringen

· Online seit 02.08.2020, 12:07 Uhr
Interne Dokumente zeigen, dass der Bund zu Beginn der Pandemie zu wenige Masken vorrätig hatte. Gemäss Daniel Koch war dies aber nicht der Grund, weshalb die Wirksamkeit des Maskentragens in Frage gestellt wurde.
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Masken würden nichts bringen. Dies betonte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in den ersten Monaten der Pandemie immer wieder. Interne Protokolle, die der SonntagsZeitung vorliegen, zeigen jetzt: Die Behörden kommunizierten unter anderem so, weil nicht genügend Masken für alle verfügbar waren.

Mitte März, als in der Schweiz die Geschäfte und Schulen geschlossen wurden, reichte der Vorrat an Masken in der Schweiz nicht aus, um die Bevölkerung zu schützen. Wie knapp der Bestand war, zeigt das Protokoll der Direktorenkonferenz des Bundesstabs für Bevölkerungsschutz (BSTB) vom 16. März.

Gemäss den Unterlagen, die der SonntagsZeitung vorliegen, musste BAG-Chef Pascal Strupler bei den Ämtern um Masken betteln, welche diese horteten.

«Der Vorsitzende informiert, dass Masken und Desinfektionsmittel in den Ämtern gehortet werden», steht im Sitzungsprotokoll. «Er ruft zur Vernunft auf und bittet die Ämter, alles Material zur Verfügung zu stellen.»

Nach der Aufforderung des BAG-Chefs lieferten die Ämter dem Bund rund eine Million Masken, welche in der Folge an die Kantone verteilt wurden. Dies sei aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein gewesen, sagt Andreas Bucher vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz der SonntagsZeitung. Der Maskenbestand hätte damals nur für zweieinhalb Wochen gereicht, schreibt die Zeitung weiter.

Am 23. März entschied die Corona-Taskfore, die Kommunikation anzupassen. Man müsse eventuell die Maskendiskussion nochmals führen, heisst im Protokoll. Der Bevölkerung das «Gefühl geben, sie seien gut geschützt».

Als dann Ende Monat Sebastian Kurz in Österreich mit der Maskenpflicht vorpreschte, kam der Bund abermals unter Druck. Die Kommunikation wurde aber nicht angepasst. «Lagerbestände mit Hygienemasken sind zurzeit noch ungenügend. Im Moment kann keine Maskentragempfehlung der Bevölkerung ausgesprochen werden», heisst es in einem Protokoll der Corona-Taskforce von Anfang April.

Dies sei ein deutliches Indiz, dass nicht die Wirksamkeit der Masken die Strategie des Bundes bestimmt habe, sondern deren Verfügbarkeit, schlussfolgert die SonntagsZeitung.

Am 24. April verkündete Brigadier Markus Näf, dass man rund 90 Millionen Masken beschafft habe. Eine Woche später folgte dann die Kehrtwende in der Kommunikation des Bundes. Auf Plakaten und in einem Film empfahl der Bund plötzlich, Masken zu tragen, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

In der Folge setzte der Bund immer mehr auf das Maskentragen. Am 1. Juli wurde eine schweizweite Maskenpflicht im ÖV eingeführt. Vergangene Woche empfahl das BAG den Kantonen, eine Maskenpflicht in den Supermärkten einzuführen.

Und was meint Daniel Koch dazu? «Mister Corona» behauptete zu Beginn der Pandemie mehrmals, dass Masken nicht viel bringen würden, um die Pandemie einzudämmen. Er räumt gegenüber der SonntagsZeitung ein, dass es zu Beginn tatsächlich zu wenige Masken gegeben habe. Dies sei jedoch nicht der Grund gewesen, sie nicht zu empfehlen. Zuerst habe die Bevölkerung begreifen müssen, dass vor allem Handhygiene und Abstand wichtig sind.

Koch sagt: «Bei einer Empfehlung von Anfang an hätten die Leute nur die Maske alleine getragen. Und das hätte das Problem definitiv nicht gelöst.» (cma)

veröffentlicht: 2. August 2020 12:07
aktualisiert: 2. August 2020 12:07
Quelle: CH Media

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