Wie der Nuggi erfunden wurde...

· Online seit 15.03.2017, 08:00 Uhr
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Schreiende Kinder, schlaflose Nächte und strapazierte Nerven – Babies und Kleinkinder können für ihre Eltern ganz schön anstrengend werden. Zum Glück gibt es da den Nuggi.

Dank dem Schnuller, in der Schweiz umgangssprachlich auch "Nuggi" genannt, sind kleine Kinder ruhiger und ihre Eltern entspannter. Der Schnuller dient dazu, das Saugbedürfnis von Säuglingen und Kleinkindern zu befriedigen. 

Tontierchen und Elfenbein

Darüber Gedanken gemacht haben sich schon die alten Ägypter. Vor 4'500 Jahren gaben sie ihren Kleinkindern mit Milch und Honig gefüllte Tongefässe in Tierform zum Lutschen. Diese Tontierchen hatten hinten eine große Öffnung zum Einfüllen der Nahrung und im Bereich der Augen Öffnungen zum Saugen. Das Reiben des Tons am Zahnfleisch sollte beim Zahnen Erleichterung verschaffen. Zu diesem Zweck nutzte man sogar Tierzähne, Knochen, Kristalle oder Elfenbein. Der harte Gegenstand sollte das Zahnfleisch durch dauernden Druck durchscheuern und das unangenehme Jucken besänftigen.

Schnaps und Mohnsamen

In Europa sind Schnuller mindestens schon seit dem Mittelalter bekannt. Ein Altarbild in der Kirche St. Stephani in Aschersleben aus dem 15. Jahrhundert zeigt ein Kleinkind mit ein zu einem Beutel zusammengeschnürtes Leinentuch mit einer Füllung, das als Schnuller diente. Diese Lutschbeutel waren als Stoffschnuller vom Spätmittelalter bis ins 18. Jahrhundert verbreitet. Sie wurden gefüllt mit einer gesüssten Masse aus Brot, Zwieback, Mehl oder Früchtebrei. Die Lutschbeutel wirkten durch die massierende Wirkung dem Juckreiz beim Zahnen entgegen und halfen besonders in Zeiten der Hungersnot. Nicht selten wurden zur Beruhigung der Kinder auch Schnaps oder Mohnsamen verwendet. 

Zahnmedizinische Revolution

Der Gesundheit waren die mittelalterlichen Lutschbeutel nicht gerade förderlich. Historiker kritisierten die mangelnde Hygiene, Mundfäulnis mit Ausfall von Zähnen und die Gärung der Nahrungsmittel im Mund. Daumenlutschen war auch keine Alternative. Dadurch bekamen Kinder schiefe Zähne. Herausgefunden haben dies die beiden Zahnärzte Adolf Müller und Wilhelm Balters. Sie fanden heraus, dass Kinder, die lange an der Mutterbrust gestillt wurden, geradere Zähne hatten. 1949 bringen die beiden Mediziner ihren «natürlichen und kiefergerechten Beruhigungslutscher» auf den Markt. Der moderne Schnuller besteht im Wesentlichen aus einem Mundteil, welches der weiblichen Mutterbrust nachempfunden ist. Das Mundteil ist aus Latex oder Silikon hergestellt. Ausserdem verfügt der Nuggi über einen Schild, welcher das Verschlucken des Mundteils verhindert.

veröffentlicht: 15. März 2017 08:00
aktualisiert: 15. März 2017 08:00

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