Autobahnbrücke in Genua eingestürzt | PilatusToday

Autobahnbrücke in Genua eingestürzt

14. August 2018, 18:04 Uhr
Es handelt sich um die Morandi-Brücke
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In der italienischen Hafenstadt ist am Dienstagvormittag eine vierspurige Autobahnbrücke zusammengebrochen. Mindestens 35 Menschen kamen dabei ums Leben.

Die Zahl meldete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Feuerwehr. Offiziell bestätigt seien von der Präfektur bislang 20 Todesopfer und 16 Verletzte, sagte am Abend der Einsatzleiter des Zivilschutzes, Luigi D'Angelo. Diese Zahl sei "provisorisch".

Die Rettungskräfte wollten in der Nacht weitersuchen. "Wir werden nicht aufhören zu suchen", sagte D'Angelo. Elf Überlebende waren bislang aus den Trümmern geborgen worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci gegen Abend dem Fernsehsender SkyTG24.

Bei der eingestürzten Brücke handelt es sich um den Polcevera-Viadukt auf der Autobahn A1. Der Viadukt, im Volksmund nach dem Architekten Riccardo Morandi auch Ponte Morandi genannt, gehört zur Hauptverkehrsader, die an die Riviera und nach Südfrankreich führt. Er überquert unter anderem Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet im Westen von Genua.

Brücke brach nach Blitzeinschlag zusammen

Nach Angaben der Feuerwehr brach die etwa 50 Meter hohe Brücke an der A10 gegen 11.30 Uhr auf einer Länge von 100 bis 200 Meter bei strömendem Regen zusammen. Überlebende des Unglücks berichten der Nachrichtenagentur Ansa: "Gegen halb zwölf haben wir einen Blitz in die Brücke einschlagen sehen - und dann stürzte die Brücke in sich zusammen."

Die Brückenteile prallten mit grosser Wucht auf den Erdboden. Das grösste Stück ist in den Polcevera Fluss gefallen, einige Teile trafen auch Fabrikhallen. Laut Zivilschutz dürfte in den Hallen wegen Ferien so gut wie niemand an der Arbeit gewesen sein.

Die Trümmer begruben mindestens einen Lastwagen und mehrere Gebäude unter sich. Nach Berichten von Zeugen wurden auch Autos in die Tiefe gerissen. Zahlreiche Fahrzeuge wurden unter herabfallenden Trümmern begraben. Unter den Toten soll auch ein Kind sein.

Über allfällige Schweizer Opfer lagen dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstagnachmittag keine Informationen vor, wie es auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA mitteilte. Das Generalkonsulat der Schweiz in Mailand stehe in Kontakt mit den lokalen Behörden.

Beleg für maroden Zustand der Infrastruktur

Mehr als 300 Rettungskräfte waren nach Angaben der Feuerwehr im Einsatz. In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude evakuiert. Es bestehe das Risiko, dass weitere Teile einbrechen, berichtete Ansa unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort. Drei Spitäler in Genua wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Die Ursache des Brückeneinsturzes war zunächst unklar. Der Betreiber teilte auf seiner Website mit, auf der Brücke habe es Instandhaltungsarbeiten gegeben. Dazu sei ein Kran zu der Baustelle gebracht worden. Der Zustand der Brücke sowie der Fortgang der Renovierung seien immer wieder kontrolliert worden.

Erst wenn ein gesicherter Zugang zur Unfallstelle möglich sei, könne Näheres über die Ursachen des Einsturzes gesagt werden, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Wetterbehörde in der Region Ligurien, zu der Genua gehört, hatte für Dienstagmorgen eine Sturmwarnung herausgegeben.

Nicht akzeptabel, in Italien so zu sterben

Italiens Innenminister Matteo Salvini reagierte betroffen und erbost auf das Unglück in der nordwestitalienischen Hafenstadt. Er selbst sei "hunderte Male" über die Morandi-Brücke gefahren, sagte der Innenminister bei einer Pressekonferenz im sizilianischen Catania.

Nach ihrem Einsturz werde er "alles dafür tun, um die Namen der Verantwortlichen in der Vergangenheit und Gegenwart zu bekommen". Es sei "nicht akzeptabel, auf diese Weise in Italien zu sterben".

Verkehrsminister Danilo Toninelli sprach von einer "entsetzlichen Tragödie". Er schloss in einem Radio-Interview aus, dass Bauarbeiten an der Brücke Grund für den Einsturz seien. Das Unglück belege den maroden Zustand der Infrastruktur in Italien und die Wartungsmängel, sagte er dem staatlichen Fernsehen.

Die Verantwortlichen würden dafür büssen müssen. Sein Ministerium werde Klage gegen den Autobahn-Betreiber Autostrade einreichen, falls ein Gericht eine Untersuchung einleiten werde. Die populistische Regierung Italiens war im Juni angetreten mit dem Versprechen, die öffentlichen Investitionen zu erhöhen. Regierungschef Giuseppe Conte wurde am Abend in Genua erwartet.

Quelle: sda

6. März 2020 - 00:33

Talk Einsturz Brücke Genua

veröffentlicht: 14. August 2018 18:04
aktualisiert: 14. August 2018 18:04
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