Menschen sind ehrlicher als gedacht

21.06.2019, 08:20 Uhr
· Online seit 21.06.2019, 08:20 Uhr
Zu diesem Schluss kommt ein weltweites Experiment
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Der Schreck ist gross, wenn das Portemonnaie verloren geht. Besonders, wenn viel Geld drin war. Gerade dann besteht jedoch Grund zur Hoffnung, dass der Finder es zurückgibt. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine Studie der Universität Zürich.

Die Wissenschaftler der Uni Zürich stellten für die Studie Menschen in 355 Städten in 40 Ländern auf die Probe: Eine Person gab vor, ein Portemonnaie gefunden zu haben, aber in Eile zu sein. Also gab sie es beim Empfang von Institutionen wie Hotels, Banken, Museen, Post- oder Polizeistellen ab, damit sich die dortige Person darum kümmere. In der transparenten Brieftasche befanden sich persönliche Visitenkarten mit Name und Adresse des Besitzers, eine Einkaufsliste, ein Schlüssel und entweder kein Geld, ein mittlerer oder ein hoher Geldbetrag.

Schweiz gehört zu den ehrlichsten

Über 17'000 Portemonnaies gaben die Wissenschaftler auf diese Weise ab, teilt die Uni Zürich mit. Anschliessend prüften sie, wie viele der Brieftaschen zum Besitzer zurückfanden. Überraschenderweise stieg die Rückgabequote in 38 von 40 Ländern deutlich, je mehr Geld im Portemonnaie war. Global gesehen stieg die Quote von 51 Prozent beim niedrigeren Betrag auf 72 Prozent beim höheren. Portemonnaies ohne Geld gaben im Durchschnitt nur 40 Prozent zurück.

Am ehrlichsten waren die Finder hoher Geldbeträge in Dänemark: Hier gaben 82 Prozent das gut bestückte Portemonnaie zurück. Auf den hinteren Plätzen der untersuchten Länder rangierten beispielsweise China, Peru, Kasachstan und Kenia. Die Schweiz gehörte neben den skandinavischen Ländern zu den ehrlichsten: Die Rückgabequote war hierzulande sowohl bei geldlosen Portemonnaies als auch bei solchen mit hohen Geldsummen sehr hoch, zwischen 73 und 78 Prozent.

Finanzieller Anreiz versus Ehrlichkeit

Ein entscheidender Beweggrund dürfte demnach sein, dass sich der Finder beim Entschluss, einen höheren Geldbetrag zu behalten, als Dieb fühlt. Das zeigte auch eine ergänzende Umfrage im Rahmen der Studie: Je mehr Geld in einem gefundenen Portemonnaie steckte, desto mehr empfanden es die Befragten als Diebstahl, es zu behalten. "Menschen wollen sich als ehrliche Personen sehen, nicht als Diebe", so das Fazit der Forscher. 

5. März 2020 - 14:42

Verlorene Portemonnaies: Menschen sind ehrlicher als gedacht

veröffentlicht: 21. Juni 2019 08:20
aktualisiert: 21. Juni 2019 08:20

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