Luzern in 60 Sekunden

Die Museggmauer und ihre Türme

05.08.2022, 09:47 Uhr
· Online seit 03.08.2015, 14:41 Uhr
Radio Pilatus-Sommerserie - Luzern in 60 Sekunden
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„Nöllimännli lueg is Land, wach of d’Ziit ond schirm s’Pulver im Allewinde-Dächli“ - diesen Spruch lernten viele Luzerner Generationen zu Hause oder in der Schule. Früher wäre dieser Spruch aber nicht aufgegangen. Es gab einst noch einen zehnten Turm in der Museggmauer - das äussere Weggistor. Dieser zehnte Turm stand am Eingang zur heutigen Hertensteinstrasse. Im 19. Jahrhundert wurde er abgerissen. Dazu ausserdem auch 40 Meter der Museggmauer. Heute ist die Museggmauer noch 870 Meter lang. Den ersten Turm baute man 1370. Es war der Luegislandturm. Durchschnittlich ist die Museggmauer 9 Meter hoch und 1,5 Meter dick.

Nölliturm

Der Nölliturm wurde 1513 nach dem sogenannten «Zwebelechrieg» gebaut. In diesem Krieg ging es um einen Streit zwischen den Luzerner Bauern und den Stadtherren. Die Bauern waren nicht zufrieden mit den Entscheiden der Stadtherren. Die Bauern zogen deshalb nach Luzern. Vor der Toren der Stadt nahmen sie die Gemüsegärten in ihren Besitz und rissen alle Zwiebeln aus. Der Streit wurde nicht blutig entschieden, sondern diplomatisch mit Verhandlungen gelöst. Nachdem die Bauern abgezogen waren, liess die Stadt Luzern jedoch aus Sicherheitsgründen den alten Turm auf dieser Stadtseite abreissen und erstellte einen grösseren Turm - den Nölliturm. Der Nölliturm hiess früher Roter Turm. Anscheinend zu Ehren eines Turmwächters wurde er dann umgetauft. Nölli ist ein alter Mundartausdruck und heisst so viel wie kleiner, dicker Kerl. Der Nölliturm ist der einzige Turm in der Museggmauer, der rund ist. Der heutige Strassendurchbruch wurde 1901 geschaffen. Der Nölliturm ist die Heimstätte der Safranzunft, in ihm befinden sich die Zunftstube und das Archiv. Der etwas massige Turm hat immerhin eine Höhe von 28 m.

Männliturm

Der Männliturm mit seinem zwei Meter hohen «eisernen Männli» sieht man von Weitem. Markant sind auch die beiden runden Erkertürme zuoberst. Vom Boden bis zur Zinne gemessen beträgt seine Höhe 33 m.

Luegisland-Turm

Der Luegisland-Turm ist der älteste Turm in der Museggmauer. Er war ein Beobachtungsturm. Früher hiess er deshalb auch «Alter Wachturm». Der Turm ist mit seiner Höhe von 52,6 m der höchste unter den neun Brüdern. Der Turm entstand gemäss archäologischer Untersuchungen um oder kurz nach 1367 zusammen mit der beidseits weiterführenden Museggmauer.

Wachturm

Der Wachturm hiess früher einmal Heuturm. Zu dieser Zeit lagerte man hinter seinen dicken Mauern aber auch Schiesspulver. Ein Blitzschlag hat 1701 350 Zentner Pulver zur Explosion gebracht und den Turm in die Luft gejagt. Von den über die Stadt hinunter fallenden Steinbrocken wurde grosser Schaden angerichtet. Sogar Menschen kamen bei der Explosion ums Leben. Der wiederaufgebaute Turm ist 44 m hoch.

Zytturm

Der Zytturm hat wenig überraschend auch eine Uhr. Diese Uhr wurde im Jahre 1535 von Hans Luterer gebaut und ist immer noch in Betrieb. Das Zifferblatt mit den Zahlen ist so gross, dass die Zeit auch von den Fischern auf dem See abgelesen werden konnte. Die zur Uhr gehörende Glocke gibt 1 Minute vor der Rathausuhr die Zeit an. Die Höhe des Zytturms beträgt 31 m.

Schirmerturm

Am Schirmerturm führt das gleichnamige Tor von der Stadt hinaus ins Land. Städte waren innerhalb ihrer Mauern einst eine geschlossene Einheit. Das galt auch für Luzern. Wer durch das Schirmertor trat, befand sich auf dem Land. Ausser den recht weit verstreuten Bauernhäusern war kein Bauwerk mehr zu sehen. Der Turm ist öffentlich zugänglich. Seine Höhe beträgt 27,5 m.

Pulverturm

Der Stadtstaat Luzern hatte das Schiesspulver vorsorglich in zwei Türmen eingelagert. Wenn, wie 1701 beim Heuturm, ein Unglück passierte, blieb die Hälfte des Pulvers im andern Turm gesichert. Er misst 27,5 m in der Höhe. Die Weyzunft hat den Pulverturm in Fronarbeit instand gesetzt und braucht ihn als Zunftlokal.

Allenwindenturm

Der Allenwinden- und der untere Dächliturm sind heute im Häusergewirr der Musegg nicht mehr überragend. Er ist 1,8 m dick und gehört zu den einstigen Schalentürmen. Im Allenwindenturm hatte es früher eine Schlauchtrocknungsanlage der Feuerwehr installiert. Auch er misst 27,5 m in der Höhe.

Dächliturm

Den letzten der neun Türme, den Dächliturm, kennt man auch unter dem Namen Chutzenturm. Er ist mit 27,35 Metern der kleinste an der ganzen Musegglinie. Markant ist sein Pyramidendach, das älter sein dürfte, als die meisten Dächer der anderen Türme.

veröffentlicht: 3. August 2015 14:41
aktualisiert: 5. August 2022 09:47
Quelle: PilatusToday

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