Interview

Alain Berset: «Der Schweizer Weg hat seinen Preis»

26.12.2020, 11:26 Uhr
· Online seit 26.12.2020, 11:20 Uhr
Gesundheitsminister Alain Berset hat bei der Corona-Pandemie laut eigenen Aussagen körperliche Grenzen gespürt. Er räumte auch Fehler ein. «Wir waren zu locker.»
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So habe es während der ersten Welle Momente gegeben, in denen er nicht mehr gewusst habe, ob Tag oder Nacht, Wochentag oder Wochenende sei, sagte Berset in der Sendung «Sternstunde Philosophie» des Schweizer Fernsehens SRF. So etwas habe er noch nie erlebt.

Im Sommer, nach der ersten Welle, habe man dann das Gefühl gehabt, das Schlimmste sei vorbei. Dann sei man viel zu optimistisch gewesen, «als wir dachten, wir können im Herbst die Grossveranstaltungen wieder öffnen.» Dies sei einer der grössten Fehler gewesen.

Das Schlimmste sei jedoch, in der Bewältigung einer Krise nichts zu tun und blockiert zu bleiben. Eines sei jedoch klar: «Wenn man Fehler macht, muss man diese möglichst schnell korrigieren.» Man dürfe zudem nach der Krise die Fragen vom Anfang nicht vergessen.

Der Schweizer Weg habe seinen Preis

Die Gesundheit der Menschen habe oberste Priorität, sagte der SP-Bundesrat. Dafür mussten sehr grosse Probleme in Kauf genommen werden, etwa die Schliessung der Schulen für fast zwei Monate. «Das war sehr wahrscheinlich der schwierigste Entscheid für uns.» Berset glaubt, dass «dieses Virus nicht so schnell weg sein wird», wie er weiter sagte. Es werde bleiben, trotz Impfungen und besseren Medikamenten.

Der Schweizer Weg habe seinen Preis, so Berset weiter. «Er fordert Eigenverantwortung, Vernunft und Weitsicht von allen. «Wenn das nicht funktioniert, müssen wir die Massnahmen verschärfen. Das haben wir getan.» Beeindruckt zeigte sich der Bundesrat von der Solidarität im Frühling.

Dem Online-Portal nau.ch sagte Berset gleichentags, er hoffe, dass sich die Situation im 2021 verbessere. Denn die Leute im ganzen Land seien müde – alle seien sehr stark betroffen.

veröffentlicht: 26. Dezember 2020 11:20
aktualisiert: 26. Dezember 2020 11:26
Quelle: sda

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