Ölpreis auf Dreijahreshoch

Autofahrer müssen für den Sprit tiefer ins Portemonnaie greifen

· Online seit 22.10.2021, 15:47 Uhr
Die Erholung von der Krise, Engpässe beim Transport und ein hoher Dollarpreis lassen die Benzin- und Dieselpreise an Schweizer Tankstellen in die Höhe schnellen. Doch zum Tank-Tourismus kommt es laut Experten nicht - denn die Preissteigerungen sind europaweit gross.
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Welcher Autofahrer kennt es nicht: Die Zapfpistole steckt in der Öffnung, die Pumpe beginnt zu surren und Benzingeruch steigt in die Nase. Drei Minuten später ist der Van wieder für die nächsten 700 Kilometer fahrbereit. Doch an der Kasse folgt sogleich die Ernüchterung: «120,00» zeigen die grünen Lettern an. «Das war auch schon einmal günstiger!», denkt man sich.

Tatsächlich haben die Benzinpreise seit Jahresbeginn deutlich zugenommen. Etwa einen Aufschlag von 20 Prozent gab es auf Benzin und Diesel, wie Patrick Staubli von der Avia Vereinigung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP erklärt. Laut Ramon Werner von der Oel-Pool AG, die unter anderem die Ruedi-Rüssel- und Miniprix- sowie seit kurzen auch die BP-Tankstellen in der Schweiz betreibt, gingen die Preise in absoluten Zahlen beim Benzin um 38 Rappen und beim Diesel um 35 Rappen hoch.

Die Gründe dafür sind vielseitig, wie Werner erläutert. Der Benzinpreis setzt sich aus Steuern, dem Rohölpreis und den Wechselkursen zusammen. Die Steuern machen laut Werner etwa die Hälfte des Preises aus. Wenn sich nun der für den Rohölhandel wichtige US-Dollar oder der Rohölpreis verändern, schlägt sich das auch auf den Benzinpreis nieder.

Ölpreis auf Dreijahreshoch - Reisen und Rhein verantwortlich dafür

Und genau das geschieht aktuell. Der Ölpreis erreichte in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit drei Jahren. Zwischenzeitlich kostete ein Fass der Nordseesorte Brent 85,66 US-Dollar. Gleichzeitig ist der Dollar im Vergleich zum Schweizer Franken gestiegen. Die höheren Ölpreise können also nicht durch positive Währungseffekte abgefedert werden.

Verantwortlich für das teurere Rohöl ist gemäss den Experten in erster Linie die deutliche Erholung der Industrie nach der Corona-Krise. Die Firmen bräuchten Öl für die Produktion. Dadurch steige die Nachfrage, das nicht vom Angebot abgedeckt werden kann.

Zudem reisen die Leute seit der Lockerung der Corona-Massnahmen wieder vermehrt herum und verbrauchen Treibstoff, wie Roland Bilang, Geschäftsführer des Verbandes der Importeure flüssiger Brenn- und Treibstoffe, Avenergy, erklärt. Doch es gibt noch einen zweiten gewichtigen Faktor, der die Preise hochjagt: Der Rhein als wichtige Handelsroute für Öl führt zu wenig Wasser. Dadurch können die Frachtschiffe weniger stark beladen werden und es entstehen Engpässe.

Betreiber stellen keinen Tank-Tourismus fest

Auch in Deutschland und Frankreich leiden die Autofahrer unter deutlich höheren Benzinkosten. Der Rohölpreis wirkt sich überall etwa im gleichen Masse aus. Trotzdem bemerken die Tankstellenbetreiber kaum Tank-Tourismus. «Laut unseren Abklärungen wird aktuell keine Entwicklung festgestellt, dass mehr Personen aus dem grenznahen Ausland in der Schweiz tanken», sagt Staubli von der Avia Vereinigung. Tank-Tourismus gebe es nur, wenn die Preisdifferenz längerfristig bestehen bleibe, bekräftigt auch Werner von der Oel-Pool AG. «Was einen viel grösseren Einfluss hat, ist der Euro-Kurs.»

Wie lange der Ölpreis noch steigt, wollen die Experten nicht abschliessend beurteilen. Das wäre ein Blick in die Glaskugel, so die Experten. Sie tendieren aber dazu, von einer weiteren Erhöhung des Preises über die nächsten Wochen bis Monate auszugehen, weil die Nachfrage durch die rasche Wirtschaftserholung weiter steigen dürfte.

veröffentlicht: 22. Oktober 2021 15:47
aktualisiert: 22. Oktober 2021 15:47
Quelle: SDA

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