Bauern dürfen 2021 weniger Pommes-Kartoffeln anbauen
Knusprige Pommes, knackige Kroketten und krosse Pommes Duchesse. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihnen wird der Weg in die Fritteuse momentan verwehrt. Aufgrund des Gastro-Lockdowns sinkt die Nachfrage nach den beliebten Kartoffel-Beilagen massiv.
So massiv, dass nun die Bauern ihren Kartoffelanbau im Jahr 2021 anpassen müssen. Christian Bucher, Geschäftsführer der Branchenorganisation Swisspatat, sagt auf Anfrage von PilatusToday und Tele1: «Da sich in den vergangenen Wochen aufgrund der Gastronomie-Schliessung die Pommes frites in den Tiefkühllagern gestaut haben, sinkt die Nachfrage nach Frites-Kartoffeln für die Saison 2021. Die Anbauflächen von Frites-Kartoffeln werden deshalb im Rahmen von 10 bis 15 Prozent reduziert.» Dies wären umgerechnet rund 20'000 Tonnen weniger Kartoffeln als im Vorjahr.
Bauern steigen auf Alternativen um
Auch Bauer Toni Kaufmann aus Hohenrain kann in diesem Frühling rund zehn Prozent weniger Fläche mit Kartoffeln anbauen als im Vorjahr. Er steigt deshalb auf Körnermais um. «Dies ist zwar finanziell weniger lukrativ, der Aufwand ist jedoch auch tiefer», erläutert der Kartoffelbauer.
Toni Kaufmann im Traktor: In diesem Frühling darf er etwa 10 Prozent weniger Kartoffeln setzen als in anderen Jahren.
Informiert wurde er von seinem Abnehmer schriftlich. «Wir sind froh, dass wir bereits jetzt die Mitteilung erhalten haben und nicht erst im Herbst», sagt Kaufmann und fügt hinzu: «So haben wir weniger Mehrkosten, als wenn die Kartoffeln bereits angesät wären.»
Was passiert mit den Pommes?
Auf wie vielen Pommes die Händler momentan in der Schweiz sitzen bleiben, sei gemäss Christian Bucher nicht bekannt. Angst davor, dass sie vernichtet werden müssen, habe man jedoch nicht. «Die Pommes können problemlos 18 bis 24 Monate gefroren gelagert werden», erklärt er.
Tiefgekühlt bleiben Pommes frites 18 bis 24 Monate haltbar.
Eine gemeinsame Branchenlösung
Betroffen von den Kürzungen sind jedoch nur die Pommes-Kartoffeln, nicht aber die Speise- oder Chips-Kartoffeln, betont Bucher. Daher seien die Auswirkungen der Pandemie auch nicht für alle Kartoffelbauern gleich. Damit jedoch die Folgen weiter abgefedert werden können, hat der Verband bereits im letzten Sommer eine einheitliche Branchenlösung vorgestellt.
Das Ziel dieser Lösung sei es, dass weder Kartoffel-Produzenten, -Händler oder -Verarbeiter auf Kartoffeln sitzen bleiben. Deshalb wurde beschlossen, dass alle Lagerhalter trotz möglicher geringerer Nachfrage die vertraglich vereinbarten Kartoffeln übernehmen würden. Falls sie die Kartoffeln nicht absetzen könnten, werden sie durch einen gemeinsamen Verwertungsfonds, in welchen alle Betroffenen verhältnismässig eingezahlt hätten, finanziell entschädigt.
(bsv)