Berset und Koch im Kreuzfeuer der Wissenschaft
Der Gesundheitsminister Alain Berset macht sich mit seinem Eingeständnis keine Freunde auf Seite der Wissenschaft. In einem Interview mit SRF räumte Berset ein, er habe die Wissenschaft zu wenig hinterfragt, als es um den Nutzen der Schutzmasken ging (PilatusToday berichtete). Die Einschätzung der Wissenschaft habe dazu geführt, dass Masken gar als schädlich bezeichnet wurden.
Davon will die angegriffene Wissenschaft nichts wissen. So schreibt beispielsweise das Ex-Taskforce-Mitglied und Epidemiologe Christian Althaus auf Twitter, dass das keineswegs Schuld der Wissenschaft gewesen sei. Er schiebt den sprichwörtlichen «Zonk» weiter und gibt Daniel Koch die Schuld. Der ehemalige Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten habe den Nutzen der Masken bestritten und damit sogar den Empfehlungen widersprochen.
Der Nutzen von Masken für die allgemeine Bevölkerung wurde primär von der eigenen Gesundheitsbehörde und dem ehemaligen Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten bestritten. Man widersprach damit sogar den eigenen Empfehlungen. 2/11 https://t.co/xtTV5bR9zg
— Christian Althaus (@C_Althaus) May 21, 2021
Damit steht Althaus nicht alleine da. Auch Dominique de Quervain, ebenfalls Ex-Taskforce-Mitglied, schreibt: «Das war nicht die Position der «Wissenschaft» sondern der Gesundheitsbehörden». De Quervain hatte sich aus der Taskforce zurückgezogen, weil er sich in ein politisches Korsett gezwängt fühlte.
Das war nicht die Position der «Wissenschaft» sondern die der Gesundheitsbehörden
— Dominique de Quervain (@quervain_de) May 21, 2021
Hier ein guter Artikel in The New York Timeshttps://t.co/HYBFIJsXKo pic.twitter.com/mcVreAVdX2
Koch gibt zurück
Daniel Koch lässt die Kritik nicht gelten und stellt sich auf die Seite von Bundesrat Berset. Wie Blick berichtet, glaubt Koch nicht, dass die Haltung zu den Masken zu Anfang der Krise ein Fehler war. Es sei beim damaligen Wissensstand sinnvoll gewesen, den Fokus auf Social Distancing und Händewaschen zu legen.
Ausserdem sei schädlich das falsche Wort. Man habe lediglich darüber diskutiert, ob Masken kontraproduktiv sein könnten – denn wer diese trage, halte sich vielleicht weniger an die anderen Hygienemassnahmen. Die Wissenschaft ignoriert habe man nicht, so Koch. Er verweist auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche noch bis im Frühsommer 2020 von Masken abgeraten habe.