Alters- und Pflegeheime

Besuche sind wichtig, erfordern aber enormen Aufwand

· Online seit 04.12.2020, 05:54 Uhr
Das Gefühl allein zu sein, ist kein schönes. Seit Jahren sprechen Medien speziell in reichen Ländern von einer Einsamkeits-Epidemie. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie vergrössern die bereits vorhandenen Missstände.
Anzeige

Fühlst du dich manchmal einsam? Im Kanton Luzern hätten 2017 rund 34 Prozent der Bevölkerung diese Frage bejaht, wie aus einer Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik hervorgeht. Im Vergleich zu 2002 (28,5 Prozent) hat sich dieser Anteil wesentlich erhöht. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene haben mit Einsamkeit zu kämpfen.

Die Corona-Pandemie hat dieser Problematik eine weitere Dimension hinzugefügt, denn das öffentliche Leben steht vielerorts still und neue Kontakte zu knüpfen, oder alte zu pflegen, kann schwierig sein. Das merken auch Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, da die Besuchsmöglichkeiten teils stark eingeschränkt sind und das oft bereits unterbesetzte Pflegepersonal extra Aufwand betreiben muss, um den Bewohnern und Bewohnerinnen ein Treffen mit ihren Liebsten zu ermöglichen.

Weihnachtsessen mit Angehörigen zu riskant

Wie wichtig Besuche für die Bewohnenden ist, verdeutlicht Christian Arnold, Präsident von Curaviva Luzern. «Es zeigt sich, dass Einsamkeit und Isolation kurzfristige und auch langfristige Auswirkungen auf die psychische Situation der Bewohnenden hat.» Der Kontakt und die Vertrautheit zu Familie und Angehörigen könne man als Mitarbeiter einer Pflegeinstitution nicht ersetzen.

Wie jedes Jahr kämen auch jetzt wieder die sogenannten «Winterdepressionen» hinzu. Wünschenswert wäre es, in der Weihnachtszeit vermehrte Kontakte oder sogar Essen mit den Angehörigen zu ermöglichen, doch Arnold weiss: «Für dieses Jahr werden das Wünsche bleiben, denn das Risiko, dass das Virus genau an diesen Events und Essen in die Institutionen geschleust würde, ist einfach zu gross.»

Viel Zusatzaufwand für unterbesetzte Heime

Für alle Luzerner Heime gelten momentan unabhängig davon, ob es positiv getestete Bewohner oder Mitarbeiter gibt, gewisse Mindeststandards, die von der kantonalen Dienststelle Soziales und Gesellschaft geregelt werden. Alle Besucher werden registriert, um im Fall einer Erkrankung das Contact Tracing zu ermöglichen, erklärt Nadja Rohrer von Curaviva Luzern. Auch wird man nach sogenannten Ausschlusskriterien befragt. Dazu zählen Covid-19-Symptome, Kontakt zu positiv getesteten Personen und Aufenthalte in Risikoländern. Die Besuchszeiten sind eingeschränkt und je nach den betrieblichen Voraussetzungen müssen Besuche in den Bewohnerzimmern oder definierten Begegnungszonen stattfinden.

Hat ein Heim eine Corona-Station, können die Besuche nur in definierten Besucherzonen mit entsprechenden Schutzvorkehrungen stattfinden und die Anzahl Besucher pro Tag und Patient oder Patientin wird auf zwei engste Bezugspersonen eingeschränkt. Kommt es in einem Heim aufgrund eines Ausbruchs zu einer verordneten Isolation oder Quarantäne, sind Besuche grundsätzlich nicht möglich, ausser ein solcher wird mit einer Sonderbewilligung der Betriebsleitung genehmigt.

Belastung für Pflegepersonal

Der zeitliche Mehraufwand, der in Alters- und Pflegeheimen aufgrund des Coronavirus entsteht, könne je nach aktueller Lage unterschiedlich sein, so Nadja Rohrer. Habe eine Institution jedoch Verdachtsfälle oder positive Corona-Fälle, sei der zeitliche und materielle Mehraufwand beachtlich. «Die Tätigkeit in der Pflege und Betreuung wird dann zunehmend anspruchsvoller und fordert das Personal auf physischer und psychischer Ebene», so Rohrer.

veröffentlicht: 4. Dezember 2020 05:54
aktualisiert: 4. Dezember 2020 05:54
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch