Skigebiete

Bündner lassen Terrassen offen – zum Ärger von Bund und Nachbarskanton

27.01.2021, 09:24 Uhr
· Online seit 27.01.2021, 06:59 Uhr
Obwohl es nicht zulässig ist, behält der Kanton Graubünden die Terrassen in den Skigebieten weiterhin offen und verärgert damit den Bund und andere Skigebiete. Mit Konsequenzen muss der Kanton aber nicht rechnen, da er selbst für die Umsetzung der Verordnung zuständig ist.
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Stehend oder im kalten Schnee sitzend: So muss derzeit in den Skigebieten gegessen und getrunken werden. Entspannend ist das nicht. Doch der Bund hat den Betrieb von Restaurants mit Sitzmöglichkeiten verboten, erlaubt sind nur Take-Aways. Das sieht der Kanton Graubünden aber anders. Dort sind seit Ende Dezember die Terrassen der Bergrestaurants im Selbstbedienungs-Prinzip geöffnet. Ganz zum Ärger von Bund und anderen Kantonen.

«Terrassen oder Sitzgelegenheiten bei diesen Betrieben sind eigentlich nicht zulässig», sagte Mike Schüpbach von der Abteilung Rechtsbereich beim BAG bereits an einer Medienkonferenz Mitte Januar. Man sei mit dem Kanton im Gespräch und versuche eine Lösung zu finden, so das BAG.

BAG mahnt Kanton

Auf Anfrage von FM1Today erklärt BAG-Mediensprecher Yann Hulmann, dass es nach wie vor nicht erlaubt sei, Take-Away mit Sitz- und Konsumationsgelegenheiten anzubieten. Es gehe darum, «Ansammlungen zu vermeiden, bei denen die Personen keine Maske tragen, wie bei der Konsumation». Das Bundesamt habe dem Kanton bereits mehrere Male dessen Einschätzung mitgeteilt und werde dies auch weiterhin tun. Den Kanton zur Verantwortung ziehen, weil er sich nicht an die Verordnung hält, das kann das BAG nicht. Noch immer sind die Kantone für den Vollzug der Verordnung zuständig.

Unkontrollierte Menschenansammlungen ohne Terrassen

Ob sich der Kanton Graubünden von seiner Ausnahme-Regelung wegbringen lässt? Gegenüber FM1Today rechtfertigt sich der Kanton, dass es im Gegensatz zu Siedlungen in den Skigebieten kaum Sitzgelegenheiten gebe und es so zu unkontrollierten Menschenansammlungen komme. Deshalb habe man in Graubünden die Terrassen in den Skigebieten unter strengen Schutz- und Hygienemassnahmen geöffnet. Ob diese wieder geschlossen werden müssen, kann der Kanton nicht beantworten.

«Viele Wintersportler kommen nicht, wenn sie zum Essen nicht sitzen können»

Der Regel-Verstoss des Kantons Graubünden gibt nicht nur in Bern zu reden. Auch benachbarte Skigebiete, wie jenes am Flumserberg, sind von den geöffneten Terrassen nicht begeistert oder hätten gern selbst eigene. «Es ist ein Beispiel mehr, dass unser föderalistisches System in solchen Angelegenheiten nicht funktioniert und solche Ungleichheiten nicht verhindert werden», sagt Heinrich Michel, CEO der Bergbahnen Flumserberg. Michel erwarte, dass in solchen Fällen der Bund klare Regeln durchsetze. «Viele Wintersportler kommen erst gar nicht, wenn sie zum Essen nirgends hinsitzen können.» Ein Take-Away mit Terrasse wäre ein sehr willkommenes Angebot. «Jetzt müssen die Gäste zum Essen mit mehreren Gegenständen in der Hand im Schnee stehen.»

veröffentlicht: 27. Januar 2021 06:59
aktualisiert: 27. Januar 2021 09:24
Quelle: FM1Today

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