Jungparteien-Streit

«Das ist etwas vom Bescheuertsten, was ich je gehört habe»

27.04.2021, 21:15 Uhr
· Online seit 26.04.2021, 17:54 Uhr
Schritt für Schritt zurück zur Normalität – dies ist der Plan des Bundesrates, um die Corona-Massnahmen zu lockern. Besonders bei den Jungparteien führen die geplanten Lockerungen aber zu heftigen Diskussionen.

Quelle: TeleZüri

Anzeige

Geht es nach der Präsidentin der Juso Schweiz, Ronja Jansen, werden die Jungen derzeit ignoriert. Mit den Lockerungen nehme der Bundesrat höhere Infektionszahlen in Kauf, sobald alle gefährdeten Personen geimpft sind. Da laut Impfplan vorerst noch wenige Junge geimpft sind, ist ihre Meinung klar: «Die Jungen werden dem Virus zum Frass vorgeworfen», erklärt sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

«Das ist etwas vom Bescheuertsten, was ich je zu diesem Thema gehört habe», äussert sich der Präsident der Jungen SVP Schweiz, David Trachsel, dazu. Es seien die staatlichen Zwangsmassnahmen, welche die Zukunft auffressen. Jansen bezeichnet er als Massnahmen-Fanatikerin, welche nicht für die Jungen spreche. «Die Jungen wollen Freiheit und haben genug», so Trachsel.

Erst fordern, dann verteufeln

Die Jungfreisinnigen Schweiz stellen sich auf einen ähnlichen Standpunkt. Aus Sicht ihres Präsidenten Matthias Müller haben die Jungen genug gelitten. Die Lockerungen seien nun vertretbar und schon lange überfällig. «Ausserdem ist es den Jungen weiterhin überlassen, ob sie sich mit anderen treffen möchten oder nicht.»

Die Juso hatte sich zuvor dafür stark gemacht, dass das Augenmerk auf die psychischen Auswirkungen der Massnahmen gelegt wird. Dafür gibt es nun Kritik von der Jungen Mitte. Als Präsidentin findet Sarah Bünter die Aussagen von Jansen übertrieben: «Es ist etwas widersprüchlich, immer die schlimmen psychologischen Folgen bei Jugendlichen zu erwähnen, dann aber Schritte zurück zur Normalität, welche diesen psychologischen Schwierigkeiten bedeutend entgegenwirken, zu verteufeln».

Mehr in Richtung Meinung der Juso gehen die Jungen Grünen. Co-Präsidentin Julia Küng erklärt: «Wir wünschen uns, dass mehr Forschung in die Problematik des Long Covid fliesst, welches vor allem auch Junge gefährdet.» Als Long Covid werden die möglichen Langzeitfolgen einer Corona-Infektion bezeichnet. Auf diese Langzeitfolgen zielt auch die Kritik der Juso. Denn Jugendliche, die sich noch nicht impfen lassen können, seien weiterhin dem Risiko einer Infektion und somit auch der Gefahr von Long Covid ausgesetzt.

Das Problem der Zweiklassengesellschaft

Beim Punkt der Privilegien für Geimpfte besteht unter den Jungparteien fast Einigkeit. Die Parteien finden, dass es für Geimpfte irgendwann wieder möglich sein soll, an Konzerten und anderen Anlässen teilzunehmen. Dies allerdings nur, wenn das auch für Genesene und negativ getestete Personen gilt.

Ronja Jansen von der Juso lehnt Impf-Privilegien vorläufig noch ab – zumindest solange noch nicht alle Personen geimpft sind, die das möchten. Hier finden Juso und Junge SVP auch eine Form der Gemeinsamkeit: JSVP-Präsident David Trachsel ist hingegen komplett gegen Privilegien. In der Schweiz soll es keine Zweiklassengesellschaft geben.

(wan.)

veröffentlicht: 26. April 2021 17:54
aktualisiert: 27. April 2021 21:15
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch