Auch wegen Corona

Das Landleben liegt im Trend

23.08.2020, 10:00 Uhr
· Online seit 23.08.2020, 09:46 Uhr
Schweizer Immobilienportale verzeichneten in den vergangenen Monaten einen Besucherrekord. Die meisten Anfragen zielen auf Wohnungen abseits von grossen Städten ab. Der Grund: Durch die Coronakrise hat das Wohnen einen neuen Stellenwert erhalten.
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«Die Stadtflucht setzte schon vor Corona ein», sagt Donato Scognamiglio, CEO der Immobilienberatungsfirma IAZI, gegenüber den «SonntagsBlick». Damals trieben vor allem die explodierenden Preise in Grossstädten die Menschen aus den Grossstadtzentren.

Die Krise habe diesen Trend jedoch noch einmal stark beschleunigt. «Mit der Corona-Krise kommt jetzt noch die Angst vor einer Ansteckung hinzu», sagt Scognamiglio. Die Folge: Zum ersten Mal seit 2015 hat die Zürcher Stadtbevölkerung einen Abwärtstrend eingeschlagen. Dagegen sind Tourismusregionen wie das Wallis oder Graubünden im Hoch. Dort stiegen die Wohnungsanfragen im Vergleich zum Vorjahr um 27, für Einfamilienhäuser sogar um 50 Prozent.

Preise in ländlichen Gebieten dürften steigen

Durch die Coronakrise hat das Wohnen einen völlig neuen Stellenwert erhalten. So seien explizit die Suchanfragen für die Rubrik Balkon, Terrasse und Sitzplatz seit dem Lockdown um fast einen Drittel gestiegen.

Auch der Homeoffice-Trend hat eine Auswirkung auf den Immobilienmarkt: «Wer weniger ins Büro fährt oder seine Arbeit gänzlich daheim erledigt, braucht nicht in der Nähe des Arbeitsortes zu wohnen, also in Zentren oder Agglomerationen», wird Frédéric Papp, Immobilienexperte bei Comparis, vom «SonntagsBlick» zitiert. Daher sei es möglich, dass die Miet- und Kaufpreise in den Städten und Agglomerationen sinken. «Gleichzeitig ist mit einer Zunahme in ländlicheren Gebieten zu rechnen.»

Ob dieser Trend anhält, hängt allerdings von der Dauer der Coronakrise zusammen, so die Einschätzung des Geografen Werner Bätzig: «Nur wenn Corona noch zwei oder drei Jahre bleibt, wird das Gespür für die Anfälligkeit der globalisierten Welt ein nachhaltiges Umdenken bewirken. Dann wird das Land im Vergleich zu den Zentren an Bedeutung gewinnen.»

(imü)

veröffentlicht: 23. August 2020 09:46
aktualisiert: 23. August 2020 10:00
Quelle: PilatusToday

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