50 Jahre Frauenstimmrecht

Der steinige Weg der Schweizer Frauen zu ihrem Recht

07.02.2021, 17:29 Uhr
· Online seit 07.02.2021, 07:44 Uhr
Die Schweiz stellt sich regelmässig als fortschrittliches Land dar. Bei den Frauenrechten sieht das leider anders aus. Als drittletztes Land in Europa führte die Schweiz 1971 das Frauenstimmrecht ein. Wir blicken zurück auf dieses besondere Jubiläum.

Quelle: Keystone-SDA

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Das Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht» hat nicht nur eine feierliche Komponente. Denn, wenn mensch in die Vergangenheit schaut, wird klar: Bereits 1893 hat die Schweizerische Arbeiterinnenverband das Frauenstimmrecht gefordert und trotzdem vergingen nochmals fast 80 Jahre bis – notabene – die Männer, den Frauen endlich die politische Stimme gewährten.

Dafür benötigte es mehrere Anläufe. Bei der eidgenössischen Abstimmung 1959 haben die Männer das Frauenstimmrecht mit 67 Prozent Nein bachab geschickt. In einigen Kantonen wie Obwalden, Nidwalden und Uri lag die Ablehnung bei über 80 Prozent. Auf kantonaler Ebene kam die weibliche Mitsprache in diesem Jahr jedoch in Fahrt. Waadt führt das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene als erster Kanton ein, es folgten Neuenburg im selben Jahr und ein Jahr später Genf.

Auch in Luzern haben sich unzählige Frauen für das Frauenstimmrecht eingesetzt, wie Cécile Bühlmann und Rosmarie Dormann. Im folgenden Beitrag erzählen sie, wie sie sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben – und heute noch tun.

Quelle: Tele 1

Mehrere Versuche gebraucht

Der Kampf um mehr politische Mitsprache begann aber bereits früher: 1919 wurden zwei Motionen für das Frauenstimm- und -wahlrecht eingereicht. Diese wurden in Form von Postulaten zwar dem Bundesrat übergeben, die Regierung liess diese jedoch in der Schublade verschwinden. Mit einer Rekordzahl von 249'237 Unterschriften, davon 170'397 von Frauen und 78'840 von Männern, folgte 1929 dann eine Petition mehrerer Verbände und Vereine, darunter der Schweizerische Verband für Frauenstimmrecht (SVF). Auch dieser Anlauf bleib ebenfalls folgenlos.

Im Jahr 1962 wollte der Bundesrat dem Europarat beitreten und die Europäische Menschenrechtskonvention unterschreiben, mit einem Vorbehalt zu den politischen Rechten von Frauen. Daraufhin kam es zu lautstarken Protesten seitens der Frauenverbände, worauf der Bundesrat eine neue Abstimmung für das eidgenössische Frauenstimm- und -wahlrecht aufgleiste. Am 7. Februar 1971 stimmten dann die Männer mit 66 Prozent dem eidgenössischen Stimm- und Wahlrecht für Frauen zu.

Warum hat der Kampf so lange gedauert?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon ist die frühe Demokratisierung. Aufgrund dieser konnte das Frauenstimmrecht erst durch eine Verfassungsänderung eingeführt werden, was eine Volksabstimmung erforderte. Heisst, Männer mussten dem Frauenstimmrecht zustimmen.

Kommt hinzu, dass der Mann an seinen politischen Privilegien hing. «Die Konstruktion der republikanischen Männlichkeit – und damit verbunden der Ausschluss der Frauen aus der Politik» sei in der Schweiz besonders ausgeprägt gewesen, wie Werner Seitz in seinem Buch «Auf die Wartebank geschoben» erläutert. Die männerbündlerischen Gründungsmythen der Eidgenossenschaft seien eng mit der herrschenden Ideologie verflochten gewesen. Laut Seitz hat sich auch die Einbindung der Frauen ins öffentliche Leben als kontraproduktiv erwiesen: Die dienende Rolle als Gattin, Hausfrau und Mutter wurde ins Öffentliche erweitert und die politische Unmündigkeit der Frau auf diese Weise zementiert.

«In der Realität hapert es noch vielerorts.»

Auch Simonetta Sommaruga sprach zum Jubiläum über Errungenschaften, Handlungsbedarf und Hürden hinsichtlich der Rechte von Frauen in der Schweiz.

Quelle: CH Media Video Unit / TeleBärn

(hch)

veröffentlicht: 7. Februar 2021 07:44
aktualisiert: 7. Februar 2021 17:29
Quelle: PilatusToday

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