Coronavirus

Deshalb gibts vom Parlament nicht nur Kritik zum Impfdosen-Überschuss

05.05.2023, 14:53 Uhr
· Online seit 05.05.2023, 14:26 Uhr
Der Bund besitzt Corona-Impfstoff im Überfluss. 13 Millionen Impfdosen zählt das Medikamentenlager aktuell. CH Media Radionews hat im Parlament nachgefragt, was Politikerinnen und Politiker davon halten.
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Es sei keine gute Nachricht, dass man so viel Geld ausgegeben und so viele Impfdosen zu viel habe, sagt GLP Nationalrat Jörg Mäder. Jetzt müsse man teuer hergestellte Medikamente zerstören. Auch Grüne-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber findet es schade, dass so viele ungebrauchte Medikamente herumliegen. «Ich hoffe, dass wir einen Weg finden, diese weiterzuverteilen. Es gibt immer noch Länder, die viel zu wenig haben.»

Lieber zu viel als zu wenig?

Laut Mäder sei es relevant, wann die Verträge mit den Pharmakonzernen abgeschlossen wurden und was für Kenntnisse der Bund damals hatte. Der Bund habe abwägen müssen: eher zu viel oder zu wenig Impfstoff im Land? «Jetzt wissen wir, auf was er sich eingelassen hat», so der Zürcher, «lieber eine Überversorgung als das Gegenteil.»

Auch Prelicz-Huber spricht die Ausgangslage an. «Als man die Impfdosen bestellen musste, hat man nicht gewusst, wer wann ein Produkt auf den Markt bringt.» So habe der Bund an verschiedensten Orten Verträge abgeschlossen, um – wer auch immer zuerst ist – so schnell wie möglich den Impfstoff zu erhalten. «Das ist eigentlich vorbildlich. Richtig kalkulieren war gar nicht möglich», sagt die Politikerin.

Wegen des Öffentlichkeitsgesetzes mussten die Verträge mit den Pharmakonzernen veröffentlicht werden. Ob von den Verträgen mit den Impfstoffherstellern zurückgetreten werden kann, ist jedoch nicht bekannt.

Sinnvoll wäre es, meint GLP-Mäder. «Ich hoffe, dass die Pharmabranche sich kulant zeigt. Ich gehe aber davon aus, dass die Anwälte der Pharmakonzerne die Verträge so ausgearbeitet haben, sodass sie definitiv am längeren Hebel sitzen.» Mit Kulanz würde die Pharmabranche ihr Image deutlich verbessern.

Prelicz-Huber will dem ebenfalls nachgehen, ob man gewisse Verträge rückgängig machen kann. Es sollte Unternehmen auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit bewusst sein, dass man nicht Medikamente für den Abfall produziert.

«Es muss möglichst transparent sein»

Wie viel Geld der Bund mit der Impfstoffbeschaffung genau verloren hat, ist ungewiss. Wichtige Passagen in den Verträgen mit Pfizer, Biontech, Moderna et cetera wurden geschwärzt. Mehr Transparenz wäre wichtig, sodass man in künftigen Pandemien auf Augenhöhe mit der Pharmabranche verhandelt, sagt Mäder.

«Es muss möglichst transparent sein», sagt auch Prelicz-Huber. «Als Kommission oder Politikerinnen und Politiker werden wir untersuchen, was man noch veröffentlichen kann.» Katharina Prelicz-Huber und Jörg Mäder sind beide Teil der Nationalratskommission SGK. (Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit).

Für Prelicz-Huber ist es ein Privileg, darüber zu sprechen, dass der Bund zu viel Impfstoff hat. «Zuerst hat man dem Bund grosse Vorwürfe gemacht. Er habe schlecht geschaut und zu wenig gekauft. Jetzt sind wir in der besseren Situation. Es hat genug Impfdosen gehabt.»

Die Bevölkerung könne dem Bund dankbar sein, dass er so vorsorglich geschaut hat und nicht nur auf eine Firma setzte. «Jetzt müssen wir schauen, dass wir darauf nicht sitzen bleiben. Die grosse Anstrengung muss sein, die Impfdosen zu verteilen.»

veröffentlicht: 5. Mai 2023 14:26
aktualisiert: 5. Mai 2023 14:53
Quelle: Today-Zentralredaktion

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