Leben in Gefahr

Dick Marty macht EDA und Bundesanwaltschaft schwere Vorwürfe

· Online seit 28.04.2023, 18:23 Uhr
Der ehemalige FDP-Ständerat und Kosovo-Sonderermittler Dick Marty stand wegen eines angeblich serbischen Killerkommandos monatelang unter Personenschutz. Es gebe viele Leute in den Bundesbehörden, die nicht die Wahrheit sagten, behauptet er.
Anzeige

Der ehemalige Tessiner Ständerat und Sonderermittler des Europarats, Dick Marty, hat in Zusammenhang mit den Bedrohungen gegen seine Person dem Aussendepartement EDA und der Bundesanwaltschaft schwere Vorwürfe gemacht. Es gebe viele Leute in diesen Behörden, die nicht die Wahrheit sagten.

Marty äusserte im «Tagesgespräch» von Radio SRF am Freitag Unverständnis darüber, dass es so lange gedauert habe, bis er Schutz erhalten habe und warum die Behörden nicht sofort die Kriminellen verfolgt hätten. «Man hätte die Sache schnell lösen können», sagte Marty.

«Anscheinend wollte man die diplomatischen Beziehungen nicht stören»

Denn das Ziel der Kriminellen war es laut Marty, dem ehemaligen kosovarischen Präsidenten Hacim Thaci die Schuld für die Mordpläne an ihm in die Schuhe zu schieben. Marty geht davon aus, dass es sich um Leute mit Kontakten zu den serbischen Geheimdiensten handelte. Denn Serbien habe befürchtet, dass Thaci nicht vor Gericht gestellt werden könnte.

Hätte die offizielle Schweiz damals sofort bei der serbischen Regierung interveniert und ihr gesagt, dass sie von den Plänen wisse, dann wäre der Plan geplatzt, sagte Marty. «Aber anscheinend wollte man die diplomatischen Beziehungen nicht stören. Warum weiss ich nicht.» Er wisse aber, dass viele Leute der offiziellen Schweiz im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und in der Bundesanwaltschaft (BA) nicht die Wahrheit sagten.

BA: In Kontakt mit serbischen Behörden

Ohne auf den Vorwurf der späten Reaktion einzugehen, schreibt die BA auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Die zuständigen Schweizer Behörden stehen auf verschiedenen Ebenen in Kontakt mit den serbischen Behörden.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

So hätten Austausche und Treffen zwischen der Bundeskriminalpolizei von Fedpol und den serbischen Polizeibehörden stattgefunden, hiess es am Freitag weiter. Diese Massnahme sei «Bestandteil des aufgezogenen Massnahmendispositivs», wobei der Austausch zwischen Fedpol und den serbischen Polizeibehörden in enger Absprache mit der Bundesanwaltschaft stattfinde.

Er sei im offiziellen Bern nie sehr beliebt gewesen

Die Bedrohung komme jedoch nicht nur von serbischer Seite, betonte Marty gegenüber SRF. Auch die albanischen Medien und sogar Politiker führten seit Jahren eine Hetzkampagne gegen ihn. Und das sei gefährlich. Weil dieses Vorgehen unkontrollierbare Leute aufhetzen könne.

Marty zeigte sich frustriert, dass die Schweizer Behörden ihm gegenüber nicht die Wahrheit sagten: Er sei nie sehr beliebt gewesen im offiziellen Bern, unter anderem, weil er einen Bericht über die CIA-Gefängnisse geschrieben habe, der die Beziehungen zu den USA gestört haben könnte.

(sda/bza)

veröffentlicht: 28. April 2023 18:23
aktualisiert: 28. April 2023 18:23
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch