Schweiz

Drei Viertel der Anabolika auf dem Schwarzmarkt enthalten falsche Wirkstoffe

· Online seit 16.08.2022, 14:50 Uhr
Mediziner warnen vor Anabolika vom Schwarzmarkt. Drei Viertel der Produkte seien gefälscht oder enthielten eine Unter- oder Überdosierung. Das zeigt eine Untersuchung des Zentrums für Suchtmedizin Arud.
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Jede zehnte Person in der Schweiz hat ein Fitness-Abo. Und wenn das schweisstreibende Training für mehr Muskeln nicht mehr ausreicht, greifen mehr als 200'000 Menschen mindestens einmal in ihrem Leben zu Anabolika. Diese Stimulanzien werden vor allem auf dem Schwarzmarkt verkauft, was auch immer Risiken birgt.

Viele Anabolika-Proben sind falsch dosiert

Denn in drei von vier Fällen sind die Produkte nicht sauber. Dies zeigt eine Auswertung von über 5000 Anabolikaproben, die sich das Zentrum für Suchtmedizin «Arud» genauer angeschaut hat. Dabei stellten sie fest, dass in 36 Prozent der Proben gefälschte Inhaltsstoffe sind und 37 Prozent entweder über- oder unterdosiert sind. «Die Medikamente enthielten entweder keinen aktiven Wirkstoff, einen anderen als den angegebenen Wirkstoff oder eine andere Menge als angegeben. Teilweise wurden auch weitere, nicht deklarierte Wirkstoffe gefunden», so Studienleiter Raphael Magnolini.

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Viele Konsumenten befinden sich während der Anabolika-Nutzung nicht in ärztlicher Betreuung. Ein unkontrollierter Gebrauch der Substanzen kann daher unter anderem zu Herzproblemen, Unfruchtbarkeit und zu einem Wachstum der Brustdrüsen führen. Auch können Krebserkrankungen und psychische Erkrankungen aus dem Gebrauch resultieren.

Arud will medizinische Versorgungsstellen ausweiten

Ein Absetzen von anabolen Steroiden kann zu akuten Entzugserscheinungen mit markanten Absetzphänomenen führen, weshalb dies unter medizinischer Begleitung erfolgen sollte, erläutert Philip Bruggmann, Co-Chefarzt Innere Medizin bei der Arud.

Medizinische Versorgungsstellen, die ein nötiges Knowhow für eine solide Beratung und Betreuung aufweisen, sind bisher rar. Die Arud will deshalb ihr Angebot für Konsumenten von Anabolika öffnen und mit ihren Spezialisten aus unterschiedlichen Fachbereichen zur Verbesserung der psychischen und körperlichen Gesundheit zur Seite stehen. Ein Drug-Checking, wie es das für psychoaktive Substanzen gibt, existiert bislang noch nicht.

(sib)

veröffentlicht: 16. August 2022 14:50
aktualisiert: 16. August 2022 14:50
Quelle: Today-Zentralredaktion

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