Presseschau Lockerungen

Ein «Durchbruch», aber auch «unverständlich»

24.06.2021, 06:48 Uhr
· Online seit 24.06.2021, 06:36 Uhr
Medien haben die vom Bundesrat am Mittwoch beschlossenen Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen mit Freude aufgenommen, aber nicht nur. Denn noch ist offen, ob und wie stark sich die Delta-Variante in der Schweiz ausbreitet.
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«Das ist ein Durchbruch», loben die Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» den Öffnungspaket. Gleichzeitig bleibe ein ungutes Gefühl. «Unverständlich» sei, so die Zeitungen angesichts der Befürchtungen, dass neue Mutationen des Virus sich ausbreiten könnten, dass der Bundesrat das Erfassen von Kontaktdaten stark heruntergefahren habe. Die Schweiz erlaube es sich, «ein Stück weit wieder in den Blindflug zu gehen». Vor einem Jahr habe «mangelnde Voraussicht» dazu geführt, dass nicht erkannt worden sei, was dann im Spätherbst gekommen sei. «Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen.»

Konsequenzen für jene verkraftbar, die Impfung nicht wollen

Das Ausmass der Lockerungen erstaune, auch wenn es auf der Hand gelegen habe, analysierte SRF. Denn: «Zurzeit ist erst knapp ein Drittel der Bevölkerung voll geimpft und damit höchstwahrscheinlich auch vor der Delta-Variante geschützt.» Gesundheitsminister Alain Berset gestehe ein, Risiken einzugehen. Mit den jüngsten Lockerungen überlasse der Bundesrat der Bevölkerung erneut viel Verantwortung.

«Wer schnell wieder das Leben zurückhaben möchte, wie es bis Februar 2020 normal war, kann dies mit der Impfung erreichen», schreibt die NZZ zum Bundesratsentscheid, Menschen mit Covid-Zertifikat mehr zu erlauben. Entwickele sich die Pandemielage weiterhin so positiv wie in den letzten Wochen, seien die Konsequenzen für jene verkraftbar, die die Impfung nicht wollten. In den Augen der NZZ sind «grosszügige Ausnahmen für Geimpfte gerechtfertigt», sollte es im Herbst zu einem neuerlichen Anstieg von Ansteckungen kommen.

«Mutig und richtig»

Für die Zeitungen von CH Media gehen die Lockerungen weiter als erwartet. «Der Bundesrat überrascht mit seinen Entscheiden.» Der jüngste Öffnungsentscheid sei «mutig und richtig». Die Pandemie sei aber nicht ausgestanden, die Lage bleibe fragil. Als «Tolggen im Reinheft» bezeichnet das Blatt die «in der Vorbereitung feststeckende» gegenseitige Anerkennung des Covid-Zertifikats zwischen der Schweiz und der EU. "Das ist unverständlich, zumal in wenigen Tagen die Ferienzeit beginnt.

«Wiederholen sich die Geschehnisse des Jahres 2020?», fragt die «Südostschweiz». Eine Garantie dafür, dass das Schlimmste überstanden sei, gebe es nicht. Doch es spreche vieles dafür, dass eine Rückkehr zu den einschneidenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens nicht wieder notwendig sein werde, schreibt das Blatt und verweist auf die steigende Impfrate. «Zum anderen haben wir alle in den vergangenen fast eineinhalb Jahren auch mehr über das Virus und unseren Umgang damit gelernt. Das macht Mut. Hoffen wir auf das Beste.»

Bevölkerung muss vernünftig bleiben

Die Medienkonferenz des Bundesrates habe Erleichterung, Befreiung und gar Freude ausgelöst, kommentiert die Westschweizer Zeitung «Le Temps» die beschlossenen Öffnungsschritte. Dass die Impfrate steige, sei ermutigend, genüge aber noch nicht. Wesentlich sei es nun, jene zu überzeugen, die noch zögerten, sich impfen zu lassen und da sei das Covid-Zertifikat ein willkommenes Mittel. Die soziale Verantwortung in der Krise werde noch nicht genügend wahrgenommen. Die Bevölkerung müsse vernünftig bleiben und sich bewusst sein, dass je nach Entwicklung von Mutationen eine Gegenbewegung des Pendels nicht ausgeschlossen sei.

(SDA\ /su)

veröffentlicht: 24. Juni 2021 06:36
aktualisiert: 24. Juni 2021 06:48
Quelle: sda

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