Coronavirus

Experten des Bundes informieren zum Notstand

· Online seit 17.03.2020, 15:18 Uhr
Die Experten des Bundes beantworten in der Medienkonferenz ab 14.00 Uhr live die wichtigsten Fragen zum Corona-Notstand. Anwesend sind die Experten des BAG, SECO, der EZV, des VBS und EDA.
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Daniel Koch vom BAG: «Die Lage ist so, dass wir jetzt das umsetzen müssen, was gestern der Bundesrat beschlossen hat. Die Massnahmen sind weitreichend, aber auch wichtig. Es muss uns gelingen, dass wir die Risikopatienten besser schützen.»

Koch betont weiter, das Virus werde sich weiter ausbreiten. Wir würden das nicht mehr verhindern können. Jetzt gehe es darum, die Spitäler zu entlasten, dass es nicht «mehr Tote gibt als nötig».

«Erst der Anfang» - Massnahmen in einer Woche wirksam

2650 Fälle gibt es in der Schweiz jetzt. 19 Todesfälle wurden verzeichnet. Das seien Leute, die sich in der Vergangenheit angesteckt haben. Befallen seien aktuell aber viele mehr, betont Daniel Koch. Eine Wirkung der Massnahme merke man erst in etwa einer Woche. «Das ist erst der Anfang der Welle.»

Wirtschaft leidet

Ineichen-Fleisch betont, dass die Wirtschaft in einer schwierigen Lage sei. Industrie und Baugewerbe funktioniere weitgehend weiter, das sei wichtig. 

Seco unterstützt die Wirtschaft

Ineichen-Fleisch: «Jetzt geht es darum, Arbeitsplätze zu schützen.» Das Seco wolle in allen Branchen Hand bieten. «Die Kurzarbeitsentschädigung ist ein gutes Mittel.» Dafür gebe es acht Milliarden Franken. Möglicherweise werde die Kurzarbeit auch auf Temporärstellen anwendbar, dafür sei aber eine Gesetzesänderung nötig.

KMU stehen Bürgschaften zur Verfügung

Der Bund übernimmt die Kosten für KMU, um eine Bürgschaft zu bekommen. «Wir wissen, die Zeit ist knapp», sagt Ineichen-Fleisch.

Viele Fragen aus der Wirtschaft

Derzeit würden viele Fragen aus der Wirtschaft eintreffen. Offenbar wissen nicht alle, ob sie von den Massnahmen betroffen sind. Ab Donnerstag wird es eine Hotline für solche Fragen geben.

Lieferengpässe

Ineichen-Fleisch zu den Lieferschwierigkeiten: «Wir sind in Kontakt mit den Unternehmen. Aber es gibt viel Unsicherheit.» Das Problem sei, dass es eine Ausfuhrregulierung bei der EU gebe. Das sei kein Verbot, es dauere einfach jetzt länger.

Grenzkontrollen seit Mitternacht

Zu allen Nachbarn, ausser zu Liechtenstein, gebe es Grenzkontrollen, sagt Bock. Rund 130 kleinere Grenzübergänge wurden ganz oder teilweise geschlossen, damit der Verkehr über die grösseren Grenzen läuft.

281 Personen Einreise verweigert

Seit Mitternacht wurden 281 Personen die Einreise verweigert, sie haben die Bedingungen nicht erfüllt. Es gebe einen extremen Rückgang beim Verkehr.

Warenverkehr nicht eingeschränkt

Derzeit läuft der Warenverkehr wie immer, sagt Koch. Die Anzahl im Import und Export ist zurückgegangen. Koch: «Allerdings ist die Zahl nicht alarmierend.»

Schweizer sollen zurück reisen

Hans-Peter Lenz vom EDA betont, dass Schweizer so rasch wie möglich in die Schweiz zurück reisen sollen. Als Beispiel nennt er Marokko, wo hunderte Schweizer festsitzen. Dank «diplomatischer Schritte» können die Schweizer jetzt ausgeflogen werden.

Kontakt mit Touristen

Das EDA sei mit vielen Touristen in verschiedenen Ländern in Kontakt und informiere über die Möglichkeiten der Rückreise. Die Schweizer müssen kommerzielle Flüge nutzen, die sie selbst bezahlen müssen.

Bund kann Hilfe leisten

Lenz: «Der Bund kann Hilfe leisten. Wir werden das in jeden Fall prüfen, wenn man das Land nicht mehr verlassen kann.»

Verantwortung gegenüber Armeeangehörigen

Raynald Droz: «Unsere erste Priorität ist unsere Verantwortung gegenüber den Armeeangehörigen.» Nur so könne man die weiteren Aufgaben ausführen. Heute sei zum ersten Mal seit langem eine spezifische Mobilisierung veranlasst worden. Eine erste Einheit der Sanitätssoldaten sei bereits eingerückt, eine weitere folge am Donnerstag.

Armee im Tessin im Einsatz

Bereits im Tessin seien 50 Soldaten und einige Fahrzeuge im Einsatz. Aber es gebe bereits weitere Anfragen aus anderen Kantonen. «Die Armee ist bereit», sagt Droz. Er betont, dass die aufgebotenen Armeeangehörigen Profis in ihren Bereichen seien. «Jetzt brauchen wir Profis.» 

«Wir kommen nicht nach»

«Im Moment ist der Anstieg der Neuansteckungen so schnell, dass wir nicht nachkommen», sagt Daniel Koch auf die Frage, wieso es nur Bundeszahlen gibt und nicht eine Auflistung nach Kantonen.

Wie ansteckend sind Kinder?

Koch: «Man ist nie davon ausgegangen, dass die Kinder das Virus gross verbreiten. Es gibt auch in den Spitälern kaum erkrankte Kinder. Es gibt Ausnahmen, das ist klar. Aber die Erwachsenen sind die Treiber der Ansteckung. Es macht keinen grossen Unterschied, wie wir mit den Kindern umgehen, es kommt drauf an, wie wir mit den Erwachsenen umgehen.»

Wer wird getestet?

Die Kantone seien noch immer zuständig, wer getestet werde. Koch: «Es bestehen verschiedene Modelle, aber schweizweit gelten für alle die gleichen Richtlinien. Es werden Leute getestet, die Symptome haben und die zu den Risikogruppen gehören.» Es würden jeden Tag mehr Leute getestet.

Mit Symptomen gehört man nicht in die Öffentlichkeit

Die Hauptbotschaft bleibe: «Das Virus ist ansteckend, nicht der Test. Wer Symptome zeigt, soll zu Hause bleiben, man kann andere Leute anstecken.»

Test erst, wenn es schlimmer ist

Koch: «Wir können unmöglich alle testen, die auch nur den kleinsten Husten haben. Erst wenn es schlimmer wird, soll man sich testen lassen. Diese Strategie geht auf, wenn sich die Leute daran halten. Sie geht nicht auf, wenn wir alle testen.»

Wie hilft man Unternehmen, die Soforthilfe brauchen?

Ineichen-Fleisch: «Die beste Lösung ist Kurzarbeit. Für die anderen haben wir eine Lösung in Ausarbeitung, die wir am Freitag dem Bundesrat vorstellen.»

«Fragen, die wir so noch nie gehört haben»

Ineichen-Fleisch betont, dass es derzeit viele offene Fragen gebe. Aber: «Das sind Fragen, die wir so noch nie gehört haben.» Trotzdem versuche man, so rasch wie möglich Antworten für die Wirtschaft zu haben.

«Es wird mehr getestet»

Erneut eine Frage zu den Tests. Koch sagt, dass heute schon überall in Europa viel mehr getestet werden. Allerdings sehr spezifischer bei Verdachtsfällen. «Wir sind daran, so viel zu testen, wie überhaupt möglich ist», sagt Koch. 

Tests würden wenig bringen

Auch mit Virus habe man keinen positiven Test, wenn man in der Inkubationsphase sei. Deshalb würden viele Tests gar nichts bringen, sagt Koch. Viel wichtiger sei, dass man zu Hause bleibe, wenn man Symptome zeige.

Befragung bei Dienst-Antritt

Die aufgebotenen Armeeangehörigen werden bei ihrem Antritt auf ihre Gesundheit angesprochen. Wer Symptome zeige, werde für fünf Tage isoliert.

Sanitäter auch für Sanitätsleistungen einsetzen

Die Armee werde die Sanitätstruppen nur dort einsetzen, wo sie auch Sanitäts-Dienste leisten können. «Die anderen Armeeangehörigen sind nur zur Unterstützung da. Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht, dass in Zeiten von Terrorübungen die bewaffneten Truppen im Ernstfall nur Unterstützung sind», sagt Droz.

Wie viele Tests kann man machen?

Es werden täglich mehr. Derzeit sei man mit 2500 Test in der Schweiz an der Grenze.

Soll man fremde Kinder hüten? Spielplätze meiden?

Kinder soll man nicht so isolieren, wie man Erwachsene isoliert. Aber in Spielplätze und Parks seien nicht die Kinder das Problem: «Mir machen die Eltern und jungen Erwachsenen Probleme, die nahe dort stehen und danach vielleicht noch den älteren Leuten den Einkauf nach Hause bringen.»

Verhalten macht den Unterschied

Es gehe nicht darum, möglichst viel zu schliessen. Die Schliessung von Restaurants und so weiter sei ein Impuls, um das Verhalten der Bevölkerung zu ändern. «Wir dürfen uns nicht zu nahe kommen. Man kann die Epidemie nicht stoppen. Aber wir können sie beeinflussen. Das ist das Ziel.»

Keine Reduktion auf Platzkosten

Derzeit gebe es in den öffentlichen Verkehrsmittel genügend Platz, um sich aus dem Wege zu gehen. Auch bei einer Reduktion der Züge und Busse sei das noch gegeben. «Sonst läuft etwas falsch», sagt Koch.

Fünf positive Tests in der Armee

Aktuell seien 50 Angehörige der Armee in Isolation. Fünf davon haben einen positiven Test. Dazu kommen 90 Leute in Quarantäne.  «Die Armee hat aber die Gelegenheit, hier die Jungen zu begleiten», sagt Droz.

Masken in der Öffentlichkeit nützen nichts

«Wenn sie eine Maske in der Öffentlichkeit tragen, bringt das in der Regel nichts, weil die meisten Leute nicht wissen, wie man damit umgeht», sagt Koch. Das Gesundheitspersonal könne jedoch damit umgehen. Wenn im Gesundheitswesen Masken getragen würden, sei das auch eine Art der Risikominimierung für weitere Ansteckungen.

«Wir sind im Ernstfall»

Koch betont: «Wir sind im Ernstfall.» Je weniger ältere Personen erkranken, desto eher seien die Spitäler entlastet. «Es ist jetzt wichtig», sagt Koch. In der Schweiz gebe es 800 Intensivpflegeplätze. 400 weitere Plätze könnten geschaffen werden. «Die Infrastruktur ist das eine, wichtiger ist das Personal», sagt Koch. Das Personal sei nicht unbeschränkt belastbar und verfügbar.

Geheilte werden nicht erfasst

In der Schweiz würden geheilte Fälle nicht erfasst, da es viele Erkrankte gab, die zu Hause genesen seien. In den Spitälern gebe es noch überall freie Plätze. «Aber wenn es so weiter geht, dann wird es akut», sagt Koch.

Ausgangssperre bringt nichts

Koch sagt, dass die Massnahmen des Bundesrates derzeit genügen. Es gehe ums Verhalten. Es bringe schliesslich nichts, wenn die Leute zwar zu Hause bleiben, aber dann einfach untereinander öfters abmachen.

Diese Geschäfte schliessen

Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» erklärt. Er verbietet öffentliche und private Veranstaltungen. Dazu gehören auch Sportveranstaltungen und Vereinsaktivitäten. Auch alle öffentlich zugänglichen Einrichtungen werden geschlossen. Das BAG nennt namentlich:

  1. Einkaufsläden und Märkte
  2. Restaurationsbetriebe
  3. Barbetriebe sowie Diskotheken, Nachtclubs und Erotikbetriebe
  4. Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe, namentlich Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzerthäuser, Theater, Casinos, Sportzentren, Fitnesszentren, Schwimmbäder, Wellnesszentren und Skigebiete, botanische und zoologische Gärten und Tierparks
  5. Betriebe mit personenbezogenen Dienstleistungen mit Körperkontakt wie Coiffeure, Massagen, Tattoo-Studios und Kosmetik

Weiterhin offen bleiben:

  1. Lebensmittelläden und sonstige Läden, soweit sie Lebensmittel und Gegenstände für den täglichen Bedarf (z. B. Kioske, Tankstellenshops) anbieten
  2. Imbiss-Betriebe (Take-away), Betriebskantinen, Lieferdienste für Mahlzeiten und Restaurationsbetriebe für Hotelgäste
  3. Apotheken, Drogerien und Läden für medizinische Hilfsmittel (z. B. Brillen, Hörgeräte)
  4. Poststellen und Postagenturen
  5. Verkaufsstellen von Telekommunikationsanbietern
  6. Banken
  7. Tankstellen
  8. Bahnhöfe und andere Einrichtungen des öffentlichen Verkehrs
  9. Werkstätten für Transportmittel
  10. Öffentliche Verwaltung
  11. Soziale Einrichtungen (z. B. Anlaufstellen)
  12. Beerdigungen im engen Familienkreis
  13. Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler, Kliniken und Arztpraxen sowie Praxen und Einrichtungen von Gesundheitsfacpersonen nach Bundesrecht und kantonalem Recht
  14. Hotels

(Quelle: FM1Today/Radio Pilatus)

veröffentlicht: 17. März 2020 15:18
aktualisiert: 17. März 2020 15:18
Quelle: PilatusToday

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