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Experten fordern besseren Schutz in Alters- und Pflegeheimen bei einer zweiten Welle

· Online seit 09.07.2020, 10:27 Uhr
Bei der ersten Coronawelle seien Fehler passiert. Darum fordern mehr als hundert Medizinethiker in einem Appell den Schutz des Lebens und die Lebensqualität in Alters- und Pflegeheimen zu verbessern.
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Mehr als hundert Medizinethikerinnen und Medizinethiker aus der Schweiz fordern in einem Zehn-Punkte-Plan Verbesserungen, um insbesondere verletzliche Menschen in Alters- und Pflegeheimen bei einer zweiten Pandemiewelle besser vor dem Coronavirus zu schützen. Namentlich die Freiheitsrechte der Bewohnerinnen und Bewohner seien zu gewährleisten. Dazu gehöre auch der Besuch von engen Angehörigen, Bezugspersonen sowie gesetzlichen Vertretern. Diese Personen sollten auch transparent und proaktiv informiert werden – und zwar nicht nur über Schutzmassnahmen, sondern auch über allfällige Ansteckungen. Den Appell «Lebensschutz und Lebensqualität» zuerst publiziert hat die Schweizerische Ärztezeitung.

Es seien Fehler passiert im Umgang mit älteren Menschen während der ersten Welle mit dem Coronavirus, zitiert Radio SRF am Donnerstag Settimio Monteverde (Beitrag online nicht verfügbar). Laut dem Dozenten der Universität Zürich und der Berner Fachhochschule waren davon vor allem Alters- und Pflegeheime betroffen. «Viele Angehörige haben bei Heimen nachgefragt, und die Informationen waren rudimentär», so Monteverde.

Heimverband arbeitet an Leitfaden

Diese Kritik bestätigt gegenüber SRF ein Sprecher von Curaviva, des Branchenverbands der Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Generell lasse sich sagen: Wo die Kommunikation mit Angehörigen schon früher geklappt habe, sei dies auch in der Krise der Fall gewesen. Bis Ende Sommer will Curaviva nun eine Broschüre ausarbeiten mit Erfahrungen aus der Vergangenheit und Empfehlungen für die Zukunft im Umgang mit Pandemien.

Laut Medizinethiker Settimio Monteverde muss man in Zukunft vor allem «besser abwägen, wann die Persönlichkeit geschützt werden muss oder wann auch mal soziale Kontakte zugelassen werden müssen». Denn man könne den Schutz des Lebens nicht ohne den Schutz der Persönlichkeit betrachten. Zudem fordern die Experten in dem Appell, die hohe Sterblichkeit in den Alters- und Pflegeheimen zu untersuchen. Es brauche ausserdem eine bessere Ausrüstung in den Institutionen und der Personalmangel müsse angegangen werde.

(red.)

veröffentlicht: 9. Juli 2020 10:27
aktualisiert: 9. Juli 2020 10:27
Quelle: CH Media

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