Mehr ist weniger

Forschungsteam lässt 10'000 sterile männliche Tigermücken im Tessin frei

04.08.2022, 19:54 Uhr
· Online seit 04.08.2022, 19:44 Uhr
Unfruchtbare Tigermücken-Männchen sollen dafür sorgen, dass die lästigen Insekten im Tessin keinen Nachwuchs mehr bekommen. Dabei geht es nicht nur um nervige Mückenstiche, sondern auch um gefährliche Krankheiten.
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Denguefieber, Zika oder Chikungunya: Diese Krankheiten klingen nach Tropen. Aber sie könnten auch bei uns auftreten. Alles, was es dazu braucht, ist eine infizierte Person, welche eines dieser Viren aus dem Ausland in die Schweiz bringt. Und Tigermücken, die es hier weiterverbreiten. Die Tigermücke kommt ursprünglich aus Asien. Im zwanzigsten Jahrhundert fand sie ihren Weg zu anderen Kontinenten.

Unfruchtbare männliche Tigermücken im Test

Im Tessin ist sie inzwischen häufiger als die einheimischen Mücken und auch nördlich der Alpen wird sie immer öfter gesichtet, wie das «St.Galler Tagblatt» berichtete. Sie ist nicht nur potenziell gefährlich als Krankheits-Überträgerin, sondern auch besonders lästig: Nicht wie die meisten anderen Mücken sticht sie vorwiegend bereits tagsüber.

Nun setzen die Tessiner Biologin Eleonora Flacio von der Fachhochschule «Supsi» und ihr Team noch mehr Tigermücken aus. Allerdings nur Männchen, welche nicht stechen. Zudem werden sie vor der Freilassung durch Bestrahlung unfruchtbar gemacht. Ziel dieser Aktion im Tessiner Dörfchen Morcote ist es, weniger Tigermücken zu haben. Die insgesamt 10'000 Tigermücken, die seit anfangs August ausgesetzt werden, stammen aus Labors in Italien.

Forscherin Flacio kontrolliert mit ihren Mitarbeitenden jeden Tag in einem Radius von 250 Metern, wie viele der sterilen Männchen wie weit fliegen und wie lange sie überleben. Dies berichtet «SRF». Vor dem Aussetzen werden die kleinen Tierchen mit Farbe markiert und nach dem Einsammeln auf die Farbe kontrolliert.

200'000-Franken-Projekt

Dieser einmalige Versuch soll die Grundlage für eine grosse Versuchsreihe bieten, die im Tessin im nächsten Jahr starten soll. Dann will Flacio von Mai bis September wöchentlich 10'000 sterile Männchen aussetzen und testen, wie sich das auf die bestehende Population der Tigermücken auswirkt.

Die Idee hinter dem Projekt führt darauf zurück, dass es keinen Nachwuchs gibt, wenn sich Weibchen mit diesen unfruchtbaren männlichen Mücken paaren. Die Zahl der Tigermücken nimmt somit also ab. Wie sich die 10'000 sterilen Männchen im jetzigen Test verhalten und wie lange sie überleben, hilft dem Forschungsteam «zu planen, wie viele der sterilen Männchen wir brauchen», so Falco zu «SRF».

Nächstes Jahr wird sich zeigen, ob der Versuch erfolgreich ist und ob die Tigermücken-Population schrumpft. Dafür muss die Tessiner Forschergruppe aber die nötigen 200'000 Franken für den Grossversuch auftreiben.

(hap)

veröffentlicht: 4. August 2022 19:44
aktualisiert: 4. August 2022 19:54
Quelle: Today-Zentralredaktion

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