Wegen Streik

Franzosen fahren jetzt zum Tanktourismus in die Schweiz

14.10.2022, 10:59 Uhr
· Online seit 14.10.2022, 10:04 Uhr
Weil sie mehr Lohn fordern, streiken die Angestellten des französischen Energieunternehmens Total Energies. Sie fordern 10 Prozent mehr Gehalt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
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1. Was fordern die Angestellten der Total Energies?

Vertreten werden die Streikenden vom CGT-Gewerkschaft, dem grösste Gewerkschaftsbund Frankreichs, der CAT sowie dem französische Verband des Managements CFE-CGC. Gefordert werden zehn Prozent mehr Lohn, um die Teuerung auszugleichen.

2. Wie reagiert Total Energies?

In der Nacht zum Freitag hätten sich beide Seiten auf eine Gehaltserhöhung um sieben Prozent sowie Zulagen in Höhe von 3000 bis 6000 Euro geeinigt. Dies teilte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft CFDT, Geoffrey Caillon, mit. Die Gewerkschaft CGT verliess den Verhandlungstisch allerdings und kündigte eine Fortsetzung der Streiks an.

3. Was sagt die französische Regierung?

Zuletzt sah sich die Regierung von Präsident Emmanuel Macron gezwungen, einzugreifen. Sie verfügte Arbeitsverpflichtungen für ein Benzindepot von Total Energies in der Nähe von Dünkirchen und ein Benzindepot von Esso-ExxonMobil in der Nähe von Le Havre. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire rief Total Energies explizit dazu auf, die Gehälter zu erhöhen und ermahnte die Gewerkschaften, sie sollten «die ausgestreckte Hand annehmen».

4. Kann man in Frankreich noch tanken?

An etwa einem Drittel der französischen Tankstellen gibt es laut «Watson» nach rund zwei Streikwochen inzwischen Engpässe, Autofahrer stehen Schlange oder kurven auf der Suche nach Kraftstoff durch die Städte. Es kam zu zahlreichen Schlägereien und Gewaltausbrüchen. In der Pariser Region kletterten die Preise an manchen Tankstellen auf knapp drei Euro pro Liter.

5. Werden Schweizer Tankstellen jetzt von Personen aus Frankreich überrannt?

«Canalalpha» berichtet von «vielen Franzosen», die zum Tanken in die Schweiz kommen. Dies sei zum Beispiel in Les Verrières (NE) und Boncourt (JU) der Fall, wo die Warteschlangen nicht abreissen. Auch den Tankstellen im Kanton Genf ergeht es ähnlich. Wie die «Tribune de Genève» berichtet, haben die Präfekten mehrerer grenznaher Orte verboten, Kanister an der Zapfsäule zu füllen. Dieser Tweet zeigt, wie Autos mit französischen Kennzeichen für Benzin anstehen.

6. Wie geht es jetzt weiter?

Die Vereinbarung zwischen CFDT und Total Energies wurde laut Verhandlungsführer Caillon noch nicht unterzeichnet. Die Verhandlungsführer seiner Gewerkschaft befürworteten die Einigung, ihre Mitglieder müssten allerdings noch zustimmen, damit sie vor Freitagmittag unterzeichnet werden könne. Dann werde sich die Lage in Frankreich hoffentlich «beruhigen».

Auch die Gewerkschaft CFE-CGC will den Kompromiss ihren Mitgliedern vorlegen. Verhandlungsführer Dominique Convert äusserte sich «eher dafür». «Das kann so nicht weiter gehen», sagte er mit Blick auf die erbitterte Tarifauseinandersetzung. Zusammen vertreten CFDT und CFE-CGC gut 56 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten von Total Energies, die anderen werden von der CGT und der CAT vertreten.

(sda / oeb)

veröffentlicht: 14. Oktober 2022 10:04
aktualisiert: 14. Oktober 2022 10:59
Quelle: Today-Zentralredaktion

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