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Hier sprengt das Militär die Masten eines Skiliftes

24.08.2021, 08:05 Uhr
· Online seit 23.08.2021, 17:10 Uhr
Es war einmal ein Skilift im Kanton St. Gallen: Jetzt fallen die Masten, einer nach dem anderen, alle mit einem grossen Knall. Im Rahmen einer dreitägigen Militärübung wird einer der beiden Skilifte der Ortschaft abgebaut, da dieser seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb ist.

Quelle: FM1Today

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Drei lange, hohe Hornsignale stören die idyllische Ruhe auf dem Degersheimer Haushügel. Das ist das Zeichen: Ohren zuhalten, in die Hocke gehen. In den nächsten Sekunden werden die zwei obersten Masten des einen Skiliftes in Degersheim vom Militär gesprengt. Die zuständigen WK-Soldaten gehen hinter einem alten Stall neben dem Masten in Deckung, die Journalistinnen und Journalisten müssen weiter weggehen. Kurz bevor es knallt, scheint die Stille unaushaltbar. Und dann fliegen Funken, es gibt einen heftigen Knall, zwei Masten fallen. Schwarzer, dichter Rauch steigt auf und vernebelt kurz die atemberaubende Sicht über das ins Morgenlicht getauchte St.Gallerland, der Knall hallt im Talkessel. Ein letztes Hornsignal des Sprengmeisters gibt das Zeichen: Alles hat geklappt, die Gefahr ist gebannt.

Sprengung zu Ausbildungszwecken

«Für unsere Soldaten ist das eine ideale Spreng-Übung. Wir können ihnen ein reales Umfeld bieten», sagt Marcel Brüngger, Chef-Adjutant bei der Schweizer Armee. Ein Sappeur-Zug im WK darf diese Spreng-Übung durchführen. Seit Februar laufen die Vorbereitungen, damals hatte die Skilift Degersheim AG das Militär für die Sprengung angefragt. Brüngger sagte zu. «Jetzt arbeiten wir drei Tage lang am Rückbau des Skiliftes, auch in der Nacht.»

Die Kosten für die Sprengung übernimmt das Militär, da diese im Rahmen der Ausbildung geschieht. Weder die Gemeinde noch die Betreiber des Skiliftes müssen dafür einen Rappen in die Hand nehmen.

Skilift steht seit vier Jahren still

Dieses Spektakel will sich auch Urs Stutz, Verwaltungsratspräsident der Skilift Degersheim AG, nicht entgehen lassen. Vier Winter lang steht der Skilift schon still, am Seil hingen lange keine Bügel mehr. Es wurde Zeit, den Skilift abzubrechen. «Klar ist das nicht schön, zu sehen, wie der Lift abgebrochen wird, zumal wir diesen über Jahre gehegt und gepflegt hatten», sagt Stutz. Weh tue es aber nicht, es sei Zeit gewesen, diesen abzubrechen. Der zweite Skilift in Degersheim stehe ja noch.

Tiere erschrecken

Zweifel, dass etwas bei der Sprengung schief geht, hatte Brüngger nicht. «Der Knall machte mir grössere Sorgen. In der Nähe gibt es einen Bauernhof mit Kühen und Ziegen», sagt Brüngger. Er habe jedoch mit dem Bauern gesprochen. Die Tiere seien zwar erschrocken, er habe sie aber vor und nach der Sprengung besänftigt und auf sie eingeredet.

Auch die anderen Anwohnenden wurden im Vorfeld über die Übung informiert. «Die Sprengung war gar nicht so laut. Ich habe meinen Kindern ein Foto geschickt», sagt eine Anwohnerin nach der ersten Sprengung. Diese hätten sich wehmütig gezeigt, dass einer der beiden Lifte nun Geschichte ist. Das Degersheimer Skigebiet, das seit Jahrzehnten das Dorfbild und die Freizeitaktivitäten der Dorfbewohnerinnen prägte, ist von nun an nur noch einspurig unterwegs.

veröffentlicht: 23. August 2021 17:10
aktualisiert: 24. August 2021 08:05
Quelle: FM1Today

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