Klimawandel

Hitze führte zunehmend zu Übersterblichkeit in der Schweiz

10.03.2022, 13:13 Uhr
· Online seit 10.03.2022, 13:01 Uhr
Hitzebedingte Todesfälle haben sich seit den 1970er-Jahren in der Schweiz fast verdreifacht, über 80-Jährige waren besonders betroffen. Die Klimaerwärmung und die alternde Bevölkerung stellen somit eine doppelte Herausforderung für künftige Generationen dar.
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Das berichten Forschende der Universität Bern im Fachblatt "Environmental Health Perspectives". Sie untersuchten schweizweit die Todesfälle zwischen den Jahren 1969 und 2017 und fanden heraus, dass im Untersuchungszeitraum fast zehn Prozent der Todesfälle auf extreme Hitze oder Kälte zurückzuführen war.

Lag die Zahl der jährlichen Todesfälle wegen Hitze in den 70er-Jahren bei 74, wurden im Zeitraum zwischen 2009 und 2017 181 zusätzliche, durch Hitze verursachte Todesfälle verzeichnet. Rund zwei Drittel dieser Todesfälle betrafen die über 80-Jährigen.

Die ergriffenen Massnahmen nach der Hitzewelle von 2003, die europaweit zehntausende Menschenleben forderte, schienen aber eine gewisse Wirkung entfaltet zu haben. Denn die Zahl der hitzebedingten Todesfälle sei in den Jahren 2000 bis 2009 zurückgegangen, «trotz der extrem warmen Sommer, die wir seitdem erlebt haben» liess sich Letztautorin und Umweltepidemiologin Ana Vicedo-Cabrera in einer Mitteilung der Universität Bern vom Donnerstag zitieren.

Kälte-Todesfälle werden weiter vorherrschen

An extremer Kälte starben im Untersuchungszeitraum pro Jahr rund 5000 Menschen. Doch die Zahl sei über die Zeit stark gesunken – wohl wegen besserer Gesundheitsversorgung, höherem sozioökonomischem Status und damit gestiegener Wohnqualität und Heizung, schrieb die Universität Bern. Jedoch: Bei den über 80-Jährigen hätten die kältebedingten Todesfälle weiterhin zugenommen.

So werde die mit Kälte verbundene Sterblichkeit wegen der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten trotz steigender Temperaturen weiterhin stärker ins Gewicht fallen als die hitzebedingte Sterblichkeit, sagte Erstautor Evan de Schrijver

Ältere Bevölkerung schützen

Hielten die derzeitigen Alterungstendenzen in der Schweiz an, würde sich der Pool der durch extreme Temperaturen gefährdeten Menschen bis 2060 verdoppeln, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit. Es sei daher von entscheidender Bedeutung, Schutzmassnahmen für ältere Menschen zu ergreifen.

Durch die alternde Bevölkerung und die Klimaerwärmung würden sich die Auswirkungen von Hitze wahrscheinlich verschärfen und den möglichen Rückgang der kältebedingten Todesfälle in den kommenden Jahrzehnten abschwächen.

Bereits eine frühere, internationale Studie im Fachblatt «The Lancet Planetary Health», an der Vicedo-Cabrera mitgewirkt hatte, zeigte, dass ohne entschiedenen Klimaschutz bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die erwartet höhere Todesrate durch Hitze nicht durch weniger kältebedingte Todesfälle ausgeglichen werden kann.

veröffentlicht: 10. März 2022 13:01
aktualisiert: 10. März 2022 13:13
Quelle: sda

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