Schönheitsideale

Im Alter nicht mehr sexy? Von wegen!

03.12.2020, 12:51 Uhr
· Online seit 03.12.2020, 11:36 Uhr
Skinny Jeans, lange oder gar graue Haare und Tattoos sind ab einem bestimmten Alter tabu: Das ergab eine Umfrage unter Briten. Schliesslich nimmt die Attraktivität bei Frauen ab 18 stetig ab, so eine andere Studie. Ist Frau im Alter also nicht mehr sexy? Wir haben nachgefragt.
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Im Alter, so sollte man meinen, geht es bei Frauen eigentlich nur noch um eins: Selbstoptimierung. Haare färben, abnehmen, Mängel kaschieren. Dieses Bild zumindest entsteht, glaubt man Umfragen und Studien, wie der von der Uni Michigan, die Anfragen in Dating-Portalen analysierte. Demnach nimmt die Attraktivität bei Frauen stetig ab, bei Männern dagegen steigert sie sich kontinuierlich. Mit 50 sind sie auf dem Höhepunkt ihrer Attraktivität.

Und so schleichen sie sich ein, die kleinen Wörtchen bei den Komplimenten, dass man «noch» gut aussehe - also «für sein Alter». Schaupielerinnen dürfen dann nur noch mütterliche Rollen spielen und in der Werbung taucht Frau dann vor allem für die Faltencremes auf.

«Von der grossen Frage nach der Magie» spricht deshalb auch der Aargauer Psychologe Thomas Estermann. Sexy sein, erklärt er, ist zunächst ein biologischer Vorgang, der eigentlich die Fortpflanzung sichern soll. Die Magie aber, so Estermann, die bleibt auch im Alter, ja sie nimmt sogar noch zu. Eine Aussage, die von vielen Frauen bestätigt wird.

Man ist so jung, wie man sich fühlt

Denn das Schöne ist: Um die 40 fühlt sich die Frau erst so richtig wohl in ihrer Haut. Selbstzweifel und Unsicherheiten sind weitestgehend überstanden. Und das Aussehen hat sich zwar verändert, ist aber auch weniger wichtig. Den Partner bezirzen und anlocken muss man zumindest für den Kinderwunsch meist nicht mehr. Das macht frei.

«Eine ältere Frau hat deshalb eine sehr viel stärkere Ausstrahlung», so Estermann,«mit der sie all die kleinen Imperfektheiten und die Tatsache, dass sie nicht mehr den Körper einer 20-Jährigen hat, bei weitem überstrahlt.» Das finden auch Männer, die das sogar oft, entgegen aller Vorurteile, vorziehen.

Weniger Verehrer - na und?

Zwar werden die Männer, die einem hinterher schauen, weniger, dafür aber, auch das bestätigen Frauen, lebt es sich entspannter. Zumindest, wenn man der Versuchung widersteht, mit den ganz Jungen mithalten zu wollen und darüber schmunzeln kann, dass jetzt die Blicke meistens der Tochter und nicht mehr einem selbst gelten.

«Da kenn ich viele Frauen, die mir das erzählen. Und die dann auch sagen, da musste ich mich schon ein bisschen umstellen, aber das ist ja auch richtig so», sagt Estermann. Denn: «Die Sexualität hat eine biologische und eine psychologische Seite. Die biologische fällt im Alter weg, die psychologische bleibt.» Und so kann auch eine 80-Jährige, die voller Leben ist, durchaus eine sexuelle Attraktion ausstrahlen. Denn im Alter ist vor allem die Persönlichkeit sexy.

Im Alter nicht mehr sexy? Das sagen Passanten dazu:

Quelle: Sandra Havenith

Subjektives Wohlgefühl versus objektivem Eindruck

Die aber gewinnt vor allem durch Selbstvertrauen und hat viel mit sich Wohlfühlen zu tun, weniger mit Hintern, Busen und vollen Lippen. Denn die werden im Alter bekanntlich auch schmaler. Und weil man dagegen nur wenig machen kann, leben und zeigen sich Frauen stattdessen selbstbewusst, so, wie es sich gut anfühlt. Egal ob in bequemen Kleidern, also angemessen, wie es die Briten in ihrer Umfrage gefordert haben, oder in Skinny Jeans. Die Hose also, die man derselben Umfrage zufolge ab einem gewissen Alter nicht mehr tragen sollte.

Das Schöne dabei: Darauf pfeifen die Frauen. Meinungen andere sind mit zunehmendem Alter nicht mehr so wichtig. Also können die britischen Männer gerne weiter Vorschläge dazu bringen, wie man sich altersgerecht kleidet. Frauen, bei denen die 4, die 5 oder die 6 vorne steht, nehmen das alles relativ gelassen und greifen dann doch zum Minirock. Weil das Leben im Alter nicht mehr unendlich ist und gerade deshalb so viel besser.

veröffentlicht: 3. Dezember 2020 11:36
aktualisiert: 3. Dezember 2020 12:51
Quelle: CH Media

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