Infektiologe: «Durchseuchung ist eine Alternative»
Noch immer werden in der Schweiz täglich über 100 Neuansteckungen gemeldet. Infizierte werden isoliert und möglichst alle Kontaktpersonen ausfindig gemacht. Es scheint, als würden viele Schutzmassnahmen nun monatelang bleiben – bis es denn einen Impfstoff gibt, der die Ausbreitung des Virus eindämmen kann.
«Lassen sich nur Ältere impfen, bringt das nichts»
Diese Strategie sei ambitiös, sagt Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St.Gallen, im Interview mit der «SonntagsZeitung». Es sei «sehr aufwendig», über Monate oder Jahre jeder Infektion nachzugehen. Es könne zwar sein, dass es schon in einem Jahr eine massentaugliche Impfung gebe, aber: «Wenn sich nur gefährdete Personen impfen lassen, also ältere Menschen, bringt das nichts.»
«Virus scheint weniger gefährlich als angenommen»
Vernazza schlägt als Alternative zur heutigen Strategie des Bundes vor, junge Leute mit Corona in Kontakt zu bringen – und ältere Personen zu schützen. Eine «differenzierte Durchseuchung» sei eine Alternative zur heutigen «Ausrottungsstrategie des Bundes». Schon heute wisse man aus Studien, dass zehnmal mehr Menschen infiziert worden, als tatsächlich diagnostiziert. «Das Virus scheint weniger gefährlich als gemeinhin vermutet.»
(lag)