Islamkennerin Saida Keller-Messahli: «Niemand wird als Dschihadist geboren»
Nach der islamistischen Terrorattacke in Wien vergangene Woche wurden zwei Schweizer verhaftet. Sie standen mit dem österreichischen Terroristen in Kontakt und waren einschlägig bekannt. Mittlerweile seien die Behörden hierzulande auf den islamistischen Extremismus «stärker sensibilisiert», wie Saida Keller-Messahli gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt. Doch es käme immer noch vor, dass sie das Problem abstreiten.
Gemäss der Menschenrechtsaktivistin spielen die Moscheen bei der Radikalisierung junger Muslime eine gewichtige Rolle: «Niemand wird als Dschihadist geboren. Das Milieu macht sie zu dem, was sie sind.» Extremistische Imame würden in Schweizer Moscheen jene Ideologie verbreiten, die die Jungen erst anfällig mache für die Propaganda im Internet.
Radikale Islamisten in Schweiz sind in Minderheit
Dass über ein Dutzend junge Männer und Frauen aus Winterthur in den Dschihad zogen, sei für Keller-Messahli kein Zufall: «Sie haben alle in derselben Moschee verkehrt», sagt sie bezüglich der ehemaligen An'Nur-Moschee.
Laut Keller-Messahli sind radikale Muslime in der Schweiz eine Minderheit. Sie kritisiert insbesondere, dass deren Wortführer, «Islamfunktionäre im Hintergrund», so tun, als ob sie für die gesamte muslimische Bevölkerung der Schweiz sprächen.
Saida Keller-Messahli gründete 2004 in Zürich das Forum für einen fortschrittlichen Islam. Die Schweizerin mit tunesischen Wurzeln erforscht seit Jahren islamistische Netzwerke in der Schweiz und in Europa.
(dpo)