Trotz Corona-Lockerungen

KESB Obwalden warnt: Immer mehr Jugendliche verschanzen sich total

· Online seit 10.05.2021, 09:33 Uhr
Jugendliche und junge Erwachsene treten je länger je öfter den totalen Rückzug an und verschanzen sich in ihrem Zimmer – und das nicht erst seit Corona. Eines der Probleme: Eltern und Angehörige holen oft erst sehr spät Hilfe, weil sie sich schämen.
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Das Phänomen ist bei den Sozialdiensten und der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) im Kanton Obwalden schon länger im Fokus: Jugendliche und junge Erwachsene, die keiner Tagesstruktur nachgehen und sich oft total aus dem sozialen Leben zurückziehen. Sie würden Wochen, manchmal Monate bis Jahre in ihren Zimmern verbringen und sich nach und nach von der Welt abkapseln.

«Der soziale Rückzug ist als Bewältigungsstrategie für eine schwierige Situation zu sehen», erklärt Monika Keller von der KESB Obwalden in einer Mitteilung. Am Anfang einer solchen Geschichte stünden häufig ein gescheitertes Lehrverhältnis, negative Erfahrungen mit Gleichaltrigen wie etwa Mobbing, oder aber Schwierigkeiten zuhause. Oft würden sich die betroffenen Familien hilflos fühlen und sich schämen, wenn alles gute Zureden, Druckmachen oder Drohen nichts bringe. «Für eine solche Situation braucht sich niemand zu schämen», so Monika Keller.

Leider würden die Betroffenen oft selbst nicht mehr daraus herausfinden. Sie seien darauf angewiesen, dass Hilfe von aussen komme. Familienangehörigen kommt also eine wichtige Rolle zu. Diese sollten sich besser früher als später an eine Beratungsstelle oder an die KESB wenden. Denn: «Je länger der Rückzug dauert, desto schwieriger ist der Weg zurück», heisst es in der Mitteilung. Zudem sei wichtig zu wissen, dass die Isolation nur vordergründig selbst gewählt sei. «Die Betroffenen sehen schlicht keinen anderen Weg, was sie sonst in ihrem Leben tun könnten.»

In diesen Situationen müssen die Alarmglocken schrillen

Weil wir alle im Moment gezwungenermassen zurückgezogen leben, sind nicht in jedem Fall Sorgen angebracht. Gefährdet sind laut KESB und den Sozialdiensten Jugendliche und junge Erwachsene, die seit mehr als sechs Monaten keiner Arbeit nachgehen, keine Schule besuchen – kurz keine ausserhäusliche Beschäftigung haben – und sozial extrem zurückgezogen leben. Oft komme Cannabiskonsum oder exzessives Gamen hinzu. «Die Hauptaufgabe im Jugendalter sind die Ablösung von den Eltern und die Integration in die Gesellschaft. Beides ist in dieser Konstellation nicht möglich.»

Weil es mit verstreichender Zeit immer schwieriger wird, ins soziale Leben zurückzufinden, stehen die Sozialdienste der Gemeinden, die Jugend- und Familienberatung sowie die KESB Obwalden für Hilfe bereit.

veröffentlicht: 10. Mai 2021 09:33
aktualisiert: 10. Mai 2021 09:33
Quelle: PilatusToday

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