«Klimawandel ist heute die grösste gesundheitliche Bedrohung»
«Die Corona-Pandemie zeigt, wie dringend es ist, die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt zu erkennen und entsprechend zu handeln», schreibt die Schweizer Ärzteschaft in der Mitteilung. Die Bevölkerung weltweit sei immer öfter Hitzewellen, schweren Überschwemmungen, Waldbränden und tropischen Stürmen ausgesetzt. «Solche ökologischen Veränderungen verursachen und beschleunigen das Aufkommen zoonotischer Krankheiten wie Ebola, AIDS, der Vogelgrippe und nun auch COVID-19», sagt Marcel Marti von der Kommunikationsstelle.
Laut dem «Nature»-Magazin seien 75 Prozent aller globalen Infektionskrankheiten der letzten drei Jahrzehnte Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden oder umgekehrt. Sozioökonomische und ökologische Einflüsse wie die Zerstörung von Ökosystemen, Wildtierhandel und Massentierhaltung haben zu dieser Entwicklung beigetragen.
Auf Initiative der Medizinstudierenden entstand deshalb die Idee, die Kräfte innerhalb der Ärztegesellschaft zu bündeln und sich für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Die Delegiertenversammlung des Ärztedachverbandes stimmte dem Antrag einstimmig zu.
Forderung: Gesundheit bei politischen Entscheidungen miteinbeziehen
Zugleich wurde ein zwölfköpfiges Gremium einberufen, um eine Strategie zu den Handlungsmöglichkeiten der Ärzteschaft in der Schweiz zu entwickeln. Damit wolle man seine Mitglieder und die Öffentlichkeit über Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel, der Umwelt und der Gesundheit aufklären.
Ziel sei es, dass die Schweiz ihre Massnahmen gegen den Klimawandel verstärkt und beschleunigt und den Schutz der Gesundheit bei allen politischen Entscheidungen mit einbezieht. Im Frühling 2021 werde die Arbeitsgruppe eine konkrete Strategie vorstellen.
Der Verband Schweizer Medizinstudierender fordert derweil, dass die jetzigen Klimaschutzmassnahmen rapide beschleunigt werden und gesundheitsschädliche Treibhausgasemissionen schnellstmöglich – das heisst deutlich vor 2050 – auf «Netto-Null» gesenkt werden, um die «lebensbedrohlichen Gesundheitsrisiken des Klimawandels zu minimieren».
Jegliche Bemühungen für eine sichere Zukunft seien zum Scheitern verurteilt, wenn der Schutz der Gesundheit nicht in den Mittelpunkt der Unterstützungspakete für die Wirtschaft gestellt werde.