Müssen Frauen im Islam eine Burka oder einen Niqab tragen?
Im Initiativtext wird mit Ausdrücken wie «ultrakonservative Kreise» oder «radikaler Islam» jongliert. Doch es gibt weder einen «gemässigten» noch einen «radikalen» Islam. Diese Bezeichnungen sind politisch und ideologisch geprägt. Aus religiöser Sicht gibt es keine Abstufungen. Was verboten ist und was erlaubt ist, das ist klar geregelt.
Verhüllungspflicht kommt im Koran vor
Im Koran sind zwei Stellen entscheidend, die von der Verhüllung bei Frauen handeln. Im Koran taucht das Wort «Dschilbab» (Sure 33, Vers 59) auf, ein den Körper einkleidendes Gewand. Die zweite Stelle (Sure 24, Vers 31) beschreibt die Pflicht, ein Kopftuch zu tragen. Wichtig ist, wie die Stellen interpretiert und in Kontext gesetzt werden. Wenn verschiedene Abschnitte das gleiche Thema behandeln, müssen diese kombiniert und so entschlüsselt werden.
Zusammengefasst: Ja, eine Burka
oder ein Niqab sind nicht verpflichtend im Islam. Die Frau muss alle
Körperstellen bedecken ausser: Gesicht, Hände und Füsse. Aber: Burka und
Niqab sind religiös gesehen noch bessere Formen der Verhüllung. Es wäre falsch zu sagen, dass diese Kleidungsstücke nicht zum Islam gehören.
Wer also eine Burka trägt, tut das freiwillig. Der Mann darf zwar seine Ehefrau darauf aufmerksam machen, sich zu verhüllen, doch sie dazu zu zwingen, ist nicht erlaubt und wird als grosse Sünde im Islam angesehen. Männer, die gewalttätig werden, verstossen gegen religiöse Pflichten und durch ein Burkaverbot ist das Problem nicht gelöst.
Verhüllung als Schutz vor sexuellen Übergriffen
Eine Muslimin verhüllt sich, um ihre Schönheit nicht preiszugeben und um nicht anziehend zu wirken. In diesem Zusammenhang dient die Verhüllung dazu, Frauen vor bösen Blicken und sexuellen Übergriffen zu schützen. Auch soll der Ehemann keine eifersüchtigen Gedanken hegen, wenn seine Ehefrau unterwegs ist.
Verwechselgefahr: Politik, Kultur und Religion
Einige islamische Länder boxen eine Hidschab-Pflicht durch, was oft politisch oder kulturell gefärbt ist und sich nicht mit religiösen Gesetzen deckt. Radikale Gesetze wie im Iran oder in Saudi-Arabien kann man nicht ausschliesslich mit religiösen Absichten rechtfertigen. So müssten alle islamischen Länder am gleichen Strang ziehen und die selben Gesetze verordnen.