Fortpflanzung

Nur noch in sechs Prozent Mehrlinge nach künstlicher Befruchtung

· Online seit 10.05.2021, 11:45 Uhr
Aufgrund einer Veränderung der medinzinischen Praxis gibt es immer weniger Mehrlingsgeburten nach einer künstlichen Befruchtung: Im Jahr 2019 waren es noch 6 Prozent. Nach rund 35 Prozent der Behandlungen kamen ein oder mehrere lebende Babys zur Welt.
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Seit der Revision des Fortpflanzungsmedizingesetzes (FMedG) im Jahr 2017 würden immer seltener mehrere Embryos gleichzeitig in die Gebärmutter eingepflanzt, teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mit. Für die Gesundheit der Neugeboreren sei diese Entwicklung wichtig, weil Mehrlingsgeburten öfter zu Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt führten.

Entsprechend hat sicher seither der Anteil der Entbindungen mit Mehrlingen markant verringert. Lag dieser von 2009 bis 2017 noch zwischen 15 und 17 Prozent, so sank er im Jahr nach In-Kraft-treten des Gesetzes auf rund 8 und 2019 dann auf noch 6 Prozent.

47 Prozent schwanger nach Behandlung

Gemäss den neuesten Zahlen des BFS wurden in der Schweiz 2019 insgesamt 5993 Frauen mit In-vitro-Methoden behandelt, 19 weniger als im Vorjahr. 47 Prozent von ihnen wurden schwanger. Zehn Jahre zuvor waren es noch 36 Prozent gewesen.

Daraus resultierten - wegen der Dauer der Schwangerschaft in den Jahren 2019 und 2020 - 2080 Geburten mit 2204 lebendgeboreren Babys. Bei 127 Entbindungen kamen Zwillinge oder Drillinge zur Welt, nach 157 im Vorjahr.

In acht Fällen war eine Totgeburt zu beklagen. Die Erfolgsquote der künstlichen Befruchtungen, nach denen ein lebendes Baby geboren wurde, lag demnach bei rund 35 Prozent. Das Verhältnis der Lebendgeborenen - inklusive Mehrlinge - zur Anzahl behandelter Frauen stieg innerhalb von zehn Jahren von 30 auf 37 Prozent.

Durchschnittsalter der Frauen bei 37 Jahren

Aufgrund der Daten von 2872 Paaren waren der Hauptgrund für eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung die männliche Sterilität (34 Prozent). In 26 Prozent der Fälle erfolgte die Behandlung wegen weiblicher Sterilität und in 12 Prozent wegen Sterilität beider Partner.

Bei der Behandlung waren 43 Prozent der Frauen zwischen 35 und 39 Jahre alt, 21 Prozent zwischen 40 und 44. Das Durchschnittsalter von 36,6 Jahren stieg damit im Vergleich zu 2009 nur leicht an (36 Jahre). Die Männer waren im Durchschnitt 39,6 Jahre alt. Auch dieser Wert blieb gemäss BFS in den letzten zehn Jahren fast unverändert.

Untersuchung vor Einpflanzung möglich

Seit der Revision des Fortpflanzungsmedizingesetzes ist auch die Präimplantationsdiagnostik erlaubt. Das heisst, dass künstlich befruchtete Embryos neu vor der Einpflanzung in den Mutterleib zum Beispiel auf schwere Erbkrankheiten untersucht werden dürfen. 352 Paare liessen eine solche Untersuchung durchführen, 64 Prozent mehr als im Vorjahr. In 65 Fällen kam es danach zu einer Geburt.

Ebenfalls seit 2017 können pro Behandlungszyklus bis zu 12 Embryos aus befruchteten Eizellen weiterentwickelt werden. Nach Angaben des BFS wurden 2019 rund 30 Prozent der Embryos in einen Uterus verpflanzt und rund 40 Prozent wurden zur Aufbewahrung für eine zukünftige Einpflanzung eingefroren. 36,5 Prozent der Embryos wurden im Labor vernichtet, in neun von zehn Fällen wegen eines Entwicklungsstopps.

Das Schweizer Stimmvolk hatte in den Jahren 2015 und 2016 zweimal deutlich Ja gesagt zur Änderung des Fortpflanzungsmedizingesetzes (FMedG) und zur Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID). Das überarbeitete Gesetz trat im September 2017 in Kraft.

veröffentlicht: 10. Mai 2021 11:45
aktualisiert: 10. Mai 2021 11:45
Quelle: sda

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