«Walk of Care»

Pflegepersonen protestieren für mehr Lohn

· Online seit 12.05.2021, 19:48 Uhr
Mehrere Hundert Pflegepersonen sind am Mittwoch in verschiedenen Städten der Schweiz auf die Strasse gegangen. Sie forderten am Internationalen Tag der Pflege unter anderem mehr Lohn und mehr Personal. Grund dafür ist unter anderem die Corona-Pandemie.
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In Basel zählte eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Mittwochabend rund 400 Menschen am «Walk of Care», der jedes Jahr am 12. Mai in vielen Ländern der Welt unternommen wird. In Zürich und Bern versammelten sich am Nachmittag rund 100 Personen, in Schaffhausen geschätzte 120. Der Tag wurde unter dem Motto «Applaus ist nicht genug» in elf Schweizer Städten begangen.

Vier Forderungen

Die Pflegenden stellten gemeinsam mit der Gewerkschaft Unia vier Forderungen: einen verstärkten Gesundheitsschutz über die Pandemie-Zeit hinaus, höhere Stellenschlüssel und mehr Lohn, eine solidarische und faire Pflegefinanzierung und die Umsetzung der Pflegeinitiative. Es brauche endlich mehr Respekt und Anerkennung für den mehrheitlich weiblichen Beruf der Pflegefachperson, so die Gewerkschaft in einer Mitteilung.

Bundespräsident dankt

In einer Ansprache am virtuellen Kongress des Schweizerischen Berufsverbandes der Pflegefachpersonen (SBK) dankte Bundespräsident Guy Parmelin dem Pflegepersonal für den grossen Einsatz während der Corona-Pandemie und räumte ein, dass die Rahmenbedingungen für den Berufsstand unter die Lupe genommen werden müssten: insbesondere der Mangel an Personal, Fragen der Entlöhnung und die Arbeitsbedingungen.

Drohender Massenexodus

Ein drohender Massenexodus von Pflegefachpersonen war das zentrale Thema des Internationalen Tages der Pflege. Auch in der Schweiz mehrten sich die Hinweise, dass die Berufsausstiegsquote nach der Corona-Pandemie zunehmen wird. Schon vorher sind laut SBK-Geschäftsführerin Yvonne Ribi fast die Hälfte der ausgebildeten Pflegefachpersonen aus dem Beruf ausgestiegen, viele vor ihrem 35. Geburtstag. Dabei fehlen laut SBK bis 2030 rund 65'000 zusätzliche Pflegende.

Pflegeinitiative hat schweren Stand

Das Pflegepersonal kämpft schon länger für seine Anliegen, beisst aber mehr oder weniger auf Granit. Immerhin war das Eidgenössische Parlament den Vertretern der Pflegeinitiative im März mit einem indirekten Gegenvorschlag auf halbem Weg entgegengekommen. Kern des Gegenvorschlags ist eine Ausbildungsoffensive. Deren Kosten belaufen sich für den Bund auf 469 Millionen Franken. Mehr Lohn soll es aber nicht geben, dies sei Sache der Sozialpartner.

Der Bundesrat lehnt die Pflegeinitiative ohne Gegenvorschlag ab. Aus seiner Sicht genügt der bestehende Verfassungsartikel zur medizinischen Grundversorgung, um die Pflege zu stärken. Die Initiative wird in der Sommersession fertig behandelt.

veröffentlicht: 12. Mai 2021 19:48
aktualisiert: 12. Mai 2021 19:48
Quelle: sda

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