Applaus ist nicht genug

«Wir sind nicht gut auf die zweite Welle vorbereitet»

26.10.2020, 16:45 Uhr
· Online seit 10.09.2020, 11:55 Uhr
Der Pflegeverband organisiert zusammen mit den Gewerkschaften eine Protestwoche. Im Rahmen dieser Aktion wurde das Luzerner Kantonsparlament am Montagmorgen durch ein spezielles Empfangskomitee begrüsst. Rund 30 Personen setzten ein Zeichen für bessere Bedingungen für das Pflegepersonal.

Quelle: Pilatus Today

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«Lasst uns nicht im Regen stehen», steht auf einem Schild, das die Luzerner Kantonsparlamentarier vor ihrer Sitzung begrüsst. Gehalten wird es von der Hebamme Julia Bürgler, die an diesem Montagmorgen wortwörtlich im Regen steht. «Wir sind heute da, um uns mit dem ganzen Gesundheitssektor zu solidarisieren.» Gerade die aktuelle Situation zeige, wie wichtig die Arbeit des Pflegepersonals ist und wie schlecht ihre Bedingungen sind.

Mehr Lohn, mehr Personal und mehr Wertschätzung

Primär gehe es bei ihren Forderungen um mehr Lohn. «Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass wir in der Pflege mehr verdienen. Dass wir einen Lohn haben, der unserer Verantwortung gerecht wird», so Bürgler. Ihre Forderungen geben sie den Parlamentarier mittels Flyer auf den Weg in den Ratssaal. Mehr Wertschätzung und mehr Pflegepersonal sind die weiteren Forderungen. «Der Applaus im Frühling war nett, doch jetzt müssen Taten folgen.»

Quelle: SDA

Lanciert wurde die Protestwoche vom Pflegeverband SBK und den Gewerkschaften VPOD und Syna. Sie fordern konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und gegen den Personalmangel. Gefordert wird unteranderem eine Corona-Prämie in Form eines Monatslohns. «Wir sind nicht gut vorberietet auf die zweite Welle. Es muss nun dringend etwas geschehen, damit dies kein Desaster wird für alle die Menschen, welche im Gesundheitswesen arbeiten", sagt Viviane Hösli, Regionalsekretärin VPOD Zentralschweiz. Das Pflegepersonal sei bereits jetzt vielerorts erschöpft. 

Der Luzerner Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf hat Verständnis für die Forderungen. Doch ist die einmalige Auszahlung einer Corona-Prämie für ihn keine Lösung. «Wir müssen jetzt eine langfristige Lösung finden. Es müssen Rahmenbedingungen her, welche die Motivation der Leute auch in Zukunft sicherstellt», so Graf.

Kantonsrat kann kurzfristig keine Veränderung bringen

Für SVP-Kantonsparlamentarier Marcel Omlin sind die Forderungen nichts Neues. «Seit ich ihm Kantonsrat sitze, reden wir immer über Geld und kommen nie auf einen grünen Zweig», so Omlin. Er spielt die Verantwortlichkeit für Veränderungen sogleich weiter. «Wir beschliessen unser Budget. Die Regierung und der Spitalrat haben es in der Hand, etwas zu machen.» Auch Yvonne Hunkeler, Kantonsparlamentarierin CVP, sieht nicht das Parlament in der Verantwortung für eine schnelle Verbesserung der Situation. «Ich weiss nicht, inwiefern wir kurzfristig Massnahmen ergreifen können. Langfristig haben wir es sicherlich in der Hand», so Hunkeler. Für die Aktion des Pflegepersonals hat sie aber Verständnis.

Weitere Aktionen geplant

Am Donnerstag ist eine weitere Spalieraktion vorgesehen. Und zwar in Zug: Um 7.45 Uhr versammelt sich Pflegepersonal vor der Dreifach-Turnhalle der Kantonsschule, wo das Kantonsparlament ab 8.30 Uhr tagen wird

(red.)

veröffentlicht: 10. September 2020 11:55
aktualisiert: 26. Oktober 2020 16:45
Quelle: PilatusToday

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