Baunebengewerbe

Reihenweise Lehrlinge fallen durch die Abschlussprüfung

· Online seit 15.05.2022, 08:04 Uhr
Nach einer drei- bis vierjährigen Lehre wartet die wegweisende Abschlussprüfung. Jedes Jahr schaffen diese Tausende Jugendliche nicht. Insbesondere das Baunebengewerbe ist davon betroffen. Obwohl das Problem erkannt ist, wurden bisher keine Massnahmen ergriffen.
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Im vergangenen Jahr sind gesamtschweizerisch 5889 Jugendliche durch die Lehrabschlussprüfung gerasselt – das sind 8.2 Prozent, wie die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Bereits das ist ein hoher Durchschnitt, wenn man bedenkt, dass bei den Maturitätsprüfungen die Durchfallquote bei gerade Mal vier Prozent liegt. Dennoch gibt es Berufe, bei denen besonders viele Jugendliche durchfallen – betroffen ist vor allem das Baunebengewerbe, wie die «Sonntagszeitung» schreibt.

In 27 Berufen, darunter Plattenleger, Bodenleger, Heizungs- und Sanitärinstallateure, fielen im vergangenen Jahr 20 Prozent und mehr durch die Abschlussprüfung. Spitzenreiter sind die Lüftungsanlagebauer mit einer Durchfallquote von rund 40 Prozent.

An wem liegt es? 

An den Lehrlingen! Dieser Meinung ist Daniel Heusser, Geschäftsführer von Boden Schweiz, dem Branchenverband der Bodenleger. Gegenüber der «Sonntagszeitung» sagt er, dass vielen Jugendlichen das Verantwortungsbewusstsein und der Berufsstolz fehle. Hinzu kommen laut Heusser Schulmüdigkeit und eine schlechte Vorbereitung aufs Berufsleben in der Oberstufe.

Es liegt klar an den Lehrbetrieben! Diese Meinung vertritt hingegen Julius Kopp, Jugendsekretär der Gewerkschaft Unia. Auf seinem Bürotisch würden sich demnach die Beschwerden von Lehrlingen stapeln. «Vor allem die Baubranche leidet auch wegen fehlender Gesamtarbeitsverträge unter akutem Fachkräftemangel, gleichzeitig sind die Auftragsbücher übervoll. Da bleibt keine Zeit für gute Ausbildung», so Kopp gegenüber der Zeitung.

Das Problem ist zwar erkannt, aber...

An wem die hohen Durchfallzahlen im Baunebengewerbe liegen, ist also nicht ganz geklärt. «Wir kennen die Gründe nicht», sagt der Bildungsforscher Markus Neuenschwander. Er verlangt, dass jetzt die Ursachen gesucht werden – beispielsweise mit einem Monitoring von Problemberufen durch die Berufsbildungsämter.

Obwohl die Statistiken seit Jahren auf das Problem hinweisen, fehlen bis jetzt griffige Massnahmen. 2014 hat der Bundesrat demnach aufgrund eines entsprechenden Berichts entschieden, dass kein Handlungsbedarf besteht. Er verwies damals auf die Berufsverbände und Kantone. 

(red.)

veröffentlicht: 15. Mai 2022 08:04
aktualisiert: 15. Mai 2022 08:04
Quelle: PilatusToday

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