Sexuelle Belästigung

RTS-Fernsehchef und Personal-Leiter verlassen Firma nach Vorwürfen

· Online seit 16.04.2021, 10:25 Uhr
Nach der Untersuchung von Belästigungsvorwürfen beim Westschweizer Radio- und Fernsehen RTS verlassen der TV-Chefredaktor und der Leiter der Personalabteilung den Sender. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand und RTS-Chef Pascal Crittin dürfen bleiben.
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Der Verwaltungsrat sprach ihnen sein Vertrauen aus. Der damalige RTS-Direktor Marchand habe seine «sekundäre Aufsichtsverantwortung» zwar «zu wenig wahrgenommen», teilte die Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) am Freitag mit. Das stelle in der Einschätzung der Gutachterinnen und Gutachter aber keinen «gravierenden Fehler» dar.

Der Verwaltungsrat sei deshalb der Ansicht, dass Marchand die richtige Person für die SRG sei, um die geforderten Veränderungen in der Unternehmenskultur durchzusetzen. Dem aktuellen RTS-Direktor Crittin könne kein Fehlverhalten vorgeworfen werden. Es bestehe deshalb kein Handlungsbedarf.

SRG: Keine Verfehlung bei Moderator Rochebin

Am 31. Oktober hatte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» unter Berufung auf anonyme Quellen enthüllt, dass es innerhalb von RTS während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sei. Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch.

Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter Darius Rochebin, langjähriger Moderator der RTS-Tagesschau. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weg geschaut. Rochebin, der im Herbst zum französischen Nachrichtensender LCI wechselte, reichte unterdessen Verleumdungsklage gegen «Le Temps» ein.

Bundesrätin reagiert empört

Die von der SRG eingesetzten unabhängigen Sachverständigen kamen nun zum Schluss, dass sich Rochebin keiner sexuellen Belästigung oder Mobbing schuldig gemacht habe. In den beiden anderen Fällen hingegen hätten die Expertinnen und Experten Handlungen festgestellt, die als Belästigung qualifiziert worden seien. In beiden Fällen habe RTS Massnahmen ergriffen.

Medienministerin Simonetta Sommaruga reagierte empört auf die Ergebnisse der Untersuchung. Dass Mitarbeitende sexuell belästigt worden seien, sei «inakzeptabel». Sie erwarte von der SRG, dass sie alles unternehme, um weitere Vorfälle zu vermeiden und Sexismus, Belästigung und Diskriminierung zu verhindern. «Den Worten müssen Taten folgen», hiess es in einer Mitteilung.

veröffentlicht: 16. April 2021 10:25
aktualisiert: 16. April 2021 10:25
Quelle: sda

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