Zugfahren wird immer einfacher. Mittlerweile müssen Fahrgäste nicht einmal mehr ihr Portemonnaie dabei haben. Egal ob man mit dem Velo oder mit dem Hund unterwegs ist, die Tickets lassen sich alle bequem übers Handy abrufen. Nur bei einem Billet scheint dies auch nach jahrelangem Fordern nicht zu klappen: Eltern müssen die Juniorkarte nach wie vor am nächsten Schalter beziehen, weil sich das Jahresabonnement nicht mit dem Swisspass verbinden lässt.
Dasselbe gilt bei Mitfahrkarten. Mit diesen beiden Fahrausweise für je 30 Franken können Kinder ein Jahr lang gratis in Begleitung eines Elternteils oder eines anderen Erwachsenen reisen. Die Jahresabonnemente kommen zudem nicht wie das GA und das Halbtax im Kreditkartenformat daher, sondern in Papierform. Das sorgt bei vielen Eltern für Kopfschütteln.
«Die Karte sprengt mein Portemonnaie», «Das kann doch nicht so schwierig sein» oder «Diese Thermodruck-Tickets lassen die SBB vorgestrig aussehen» schreiben User auf Twitter und auf der Community-Seite der SBB. Auch der Vorwurf, die SBB würden die Angebote für Kinder absichtlich unattraktiv gestalten, weil sie nicht rentieren würden, wird in den Raum gestellt.
öV-Branche vertröstet Eltern seit Jahren
Liest man sich durch die vielen Kommentare, wird der Unmut der Eltern spürbar. Sie wünschen sich ein moderneres Angebot – und das schon seit über vier Jahren. Deshalb geht nun langsam auch die Geduld zu Ende. Die Eltern fordern das Angebot jetzt. Doch die SBB vertröstet. Das Angebot werde bald kommen, heisst es jeweils als Reaktion auf den Frust der Eltern.
Ein genaues Datum wurde nie genannt. Mittlerweile liegt die Hoheit darüber zudem nicht mehr bei den Bundesbahnen, sondern bei Alliance Swisspass. Der Branchenverband ist seit einem halben Jahr operativ tätig und verantwortet auch die Juniorkarte. Davon seien derzeit rund 325’000 im Umlauf – bei den Mitfahrkarten seien es 80’000, heisst es seitens Alliance Swisspass.
Dort scheint das Vorhaben trotz des grossen Bedürfnisses nicht an oberster Stelle zu stehen: «Die zeitliche Komponente ist ein zentraler Faktor, wenn es darum geht, verschiedene Projekte zu priorisieren», sagt Sprecher Thomas Ammann auf Anfrage.
Viele Vorhaben müssten zu einem bestimmten Zeitpunkt umgesetzt werden, etwa Tarif- und Sortimentsmassnahmen. «Deshalb musste das Migrationsprojekt Juniorkarte auf den Swisspass depriorisiert werden», sagt Ammann. Ausserdem erfordere die Migration jedes einzelnen Produkts einen hohen technischen Aufwand und könne nicht mit vorangegangenen Migrationen verglichen werden.
Dem Vorwurf, die Branche würde die Angebote für Kinder unattraktiv halten, widerspricht Ammann vehement. «Das Projekt ist nach wie vor in der Planung enthalten, je nach Ressourcen wird es noch dieses Jahr umgesetzt», sagt Ammann. Die Angaben seien jedoch ohne Gewähr. Die Eltern müssen also weiter warten.