Strecke Zürich nach Chur

SBB wirft Passagiere aus überfülltem Zug – ohne Entschädigung

29.12.2022, 10:45 Uhr
· Online seit 29.12.2022, 10:29 Uhr
Weil ein SBB-Zug von Zürich nach Chur zu stark überfüllt war, mussten mehrere Passagiere wieder aussteigen. Entschädigung: Fehlanzeige. Auch SRF-Moderator Sandro Brotz ärgert sich über die SBB und fragt: «Warum bringt man das planerisch nicht besser hin?»
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Einige Passagiere dürften es für einen eher unlustigen Scherz gehalten haben, als der Zugchef per Lautsprecherdurchsage erklärte, dass der Zug – am 25. Dezember unterwegs von Zürich in Richtung Chur – so nicht losfahren dürfe. Es seien zu viele Passagiere an Bord, ein paar müssten wieder aussteigen.

Erst als die Durchsage mehrmals wiederholt wurde und der Zug nicht wie vorgesehen um 12.38 Uhr startete, dämmerte es den Passagieren. Einige Freiwillige stiegen aus. Entschädigungen gab es jedoch keine, wie der Tagesanzeiger schreibt.

Zugchef entscheidet

Laut SBB-Sprecher Jürg Grob dürfen Züge maximal zu 160 Prozent belegt sein. Heisst: Nur 60 Prozent mehr Personen als Sitzplätze dürfen stehend mitfahren. Dies sei jedoch nur ein Richtwert, oberste Priorität habe die Sicherheit und die Möglichkeit, im Notfall den Zug evakuieren zu können. Und darüber entscheide stets der Zugchef. Am 25. Dezember war dies laut Angaben der SBB der Fall.

Doch dürfen die SBB selbst entscheiden, Passagiere mit gültigem Billett nicht mitzunehmen? Jein. In der Schweiz gilt Transportpflicht, wer ein gültiges Billett hat, darf mit. Ist aber die Sicherheit laut Ermessen des Zugchefs nicht gewährleistet, dann kann der Zug auch einfach im Bahnhof bleiben, es fährt also niemand statt den allermeisten. Laut SBB-Sprecher Grob gibt es immer Leute, die freiwillig aussteigen. «Meist fährt ja eine halbe Stunde später schon der nächste Zug.»

SRF-Moderator Sandro Brotz sauer

Die Situation in so manchen SBB-Zügen hat in der Weihnachtszeit auch SRF-Moderator Sandro Brotz verärgert. Er war am Mittwoch von Zürich nach Bern unterwegs. Und konnte – wie viele andere – keinen Sitzplatz mehr ergattern. In einem Tweet richtet er sich an die SBB und stellt keck die neue «Steh- und Festhalt-Klasse, auch Chilbi-Abo genannt» vor. Warum bringe man das planerisch nicht besser hin, fragt er sich.

Spannend: Im Regionalverkehr sei in der Regel kein Kundenbegleiter mit an Bord. Somit würde eine Überbelegung auch viel seltener konstatiert, wie der Tagesanzeiger abschliessend schreibt. Weshalb die Züge auch deutlich öfter deutlich voller fahren würden.

(baz)

veröffentlicht: 29. Dezember 2022 10:29
aktualisiert: 29. Dezember 2022 10:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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