Schweizer Spitäler setzen auf teure Temporär-Pflegekräfte
Über 2'000 Pflegefachpersonen geben in der Schweiz jedes Jahr ihren Beruf auf, seit Beginn der Corona-Pandemie sind es noch mehr geworden. In Ausbildung befinden sich nicht einmal halb so viele angehende Fachkräfte, wie Spitäler, Heime und Spitex-Organisationen benötigen würden.
Weil Fachkräfte auf dem ausgetrockneten Arbeitsmarkt fehlen, suchen Spitäler vermehrt Aushilfen über spezialisierte Vermittlungsfirmen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das kostet die Einrichtungen viel Geld. Der grösste Mangel herrscht in der Intensiv-, Notfall- und Anästhesiepflege.
«Je spezialisiertere Ausbildungen gefragt sind, desto schwieriger ist es, die Fachkräfte zu finden», sagt eine Personalvermittlerin. «Wir arbeiten hierfür mit externen Firmen zusammen», bestätigt Petra Ming, Sprecherin der Inselgruppe in Bern. «Die vermittelten Pflegefachpersonen werden entweder sehr kurzfristig für einzelne Tage oder für längere Einsätze über mehrere Monate gebucht», sagt Ming.
Auch am Universitätsspital Zürich und an anderen Kantonsspitälern ist die Praxis mittlerweile fest etabliert. So auch am LUKS in Luzern. Anstellungen würden so teurer, weil Provisionen bezahlt werden müssen und die Stundenlöhne höher seien. «Der Einsatz von Fachkräften aus Temporärfirmen erhöht die Personalkosten», wird Linus Estermann, Sprecher des Luzerner Kantonsspitals, in der «NZZaS» zitiert.
Gerade die höheren Stundenlöhne für Aushilfen – diese können zwischen 30 bis 50 Prozent höher ausfallen – provoziert unter den Spitalangestellten eine Missstimmung. «Ich begreife den Unmut des Stammpersonals über die Ungleichbehandlung», sagt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), gegenüber der «NZZaS». Es müssten für alle bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Dafür sieht der SBK die Pflegeinitiative als geeignetes Mittel.
(red.)