#SchweizerAufschrei: Debatte über Sexismus
Unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei ist derzeit eine Debatte über Sexismus in der Schweiz entbrannt. Nach den umstrittenen Äusserungen einer SVP-Politikerin zu Vergewaltigungen melden sich sowohl Männer als auch Frauen auf den Sozialen Medien zu Wort und berichten über ihre eigenen Erlebnisse.
Seit gestern Abend berichten viele Frauen und Männer derzeit auf den sozialen Medien Twitter und Facebook von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Sexismus im Alltag, versehen mit dem Hashtag #SchweizerAufschrei. Anlass dazu ist ein Beitrag von "TeleBärn", in welchem es darum ging, dass viele verurteilte Vergewaltiger in der Schweiz nie ins Gefängnis müssen. Für Gesprächsstoff sorgte aber das im Beitrag geführte Interview mit der SVP-Politikerin Andrea Geissbühler. Darin meinte die Bernerin, dass bei manchen Vergewaltigungen die Frauen eine Mitschuld hätten. Geissbühler's Aussage hat inzwischen eine Diskussion über Sexismus in der Schweiz angestossen.
Den Anfang der Aktion #SchweizerAufschrei machte eine Gender-Aktivistin gestern Abend mit dem nachfolgenden Tweet:
Langsam Zeit für einen #SchweizerAufschrei: der Typ, der mich als 14-jährige im Wald verfolgte und mir an die Brüste griff. @aktivistinCH
— Franziska Schutzbach (@f_schutzbach) 12. Oktober 2016
Teils erschreckende Berichte über sexuelle Belästigungen im Alltag
Seither verbreitet sich der Hashtag rasend schnell. Auszüge aus verschiedenen Tweets, welche alle mit #SchweizerAufschrei versehen sind:
- "Der Typ, der mir im Club auf der Treppe von hinten voll zwischen die Beine fasst."
- "Wenn dir im Zug einer im Schlaf an die Brüste fasst und sich dann entschuldigt mit: ich dachte du wolltest das."
- "Der Ausbildner, der sagte, wenn ich mit ihm schlafe, würde er mich fördern, wenn nicht... tja, das würde ich dann sehen!"
Nicht nur Frauen berichten von Sexismus im Alltag - auch Männer beteiligen sich an der Debatte:
- "Nachts draussen extra Abstand halten, weil man(n) weiss, was Frauen von Exemplaren meines Geschlechts fürchten müssen."
- "Die Männergruppe, die einer Kollegin nachpfeift, und bei Nichtreagieren rufen: Eingebildete Tussi!"
- "Wenn man als männlicher Kleinkinderbetreuer entweder als pädophil oder unfähig angesehen wird."
Auch Politikerinnen beteiligen sich an der Aktion. Unter anderem berichten die SP-Nationalrätinnen Mattea Meyer und Min Li Marti oder die Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin von Sprüchen, die sie sich von ihren Politiker-Kollegen anhören müssen.
Die Rats"kollegen", die dich kichernd fragen, wann es Nacktbilder gibt von dir. #SchweizerAufschrei
— Mattea Meyer (@meyer_mattea) 13. Oktober 2016
Wenn dir der Ratskollege sagt, das Thema sei halt kompliziert, vielleicht könne mir das mein Mann später erklären. #SchweizerAufschrei
— Min Li Marti (@minlimarti) 13. Oktober 2016
Wenn der Kantonsrat-Vizepräsi am Mik sagt, dass meine Motion überflüssig sei wie ein Vollrausch an der Landammannfeier #SchweizerAufschrei
— Jolanda Spiess (@JolandaSpiess) 13. Oktober 2016
Die SVP-Politikerin Natalie Rickli nimmt ihre Politik-Kolleginnen gleich in die Pflicht:
Taten statt Worte, liebe Feministinnen! Ich freue mich, wenn Ihr künftig im Parl. für Strafrechtsverschärfungen stimmt! #schweizerAufschrei
— Natalie Rickli (@NatalieRickli) 14. Oktober 2016
Die Sexismusdebatte gibt momentan viel zu reden. Alleine auf Twitter sind inzwischen schon mehrere Tausend Tweets mit dem Hashtag #SchweizerAufschrei abgesetzt worden.