Wetter

Seepegel steigen weiter - Höchste Warnstufe für drei Seen

· Online seit 14.07.2021, 16:55 Uhr
Mehrere Gewässer in der Schweiz haben die Hochwassermarke erreicht oder liegen noch knapp darunter. An Vierwaldstätter-, Thuner- und Bielersee gilt die höchste Hochwasser-Warnstufe. Der Kanton Bern befürchtet am Bielersee ein Jahrhunderthochwasser.
Anzeige

Der Pegel des Thunersees überstieg in der Nacht auf Mittwoch wie vorhergesagt die Hochwassergrenze von 558,3 Metern über Meer. Das Regionale Führungsorgan beurteilte die Situation aber noch als «nicht dramatisch».

Der Pegel der Aare in Thun liegt noch unter der Schadengrenze. Für den Thuner- und Bielersee erhöhte der Bund am Mittwoch die Warnung auf die höchste Stufe 5 oder «sehr grosse Gefahr». Am Bielersee rechnet der Kanton Bern mit Überschwemmungen wie beim Jahrhunderthochwasser 2005.

In der Thuner Innenstadt hatte die Feuerwehr am Wochenende an neuralgischen Punkten mobile Hochwasserschutzsperren aufgebaut. Auch die Stadt Bern traf Vorkehrungen.

Nach einer Sperrung wegen der Gefahr von Murgängen öffneten der Grimsel- und der Sustenpass sowie der Nufenen am Mittwochmorgen wieder. Hingegen unterbrach die BLS die Berner S-Bahn-Linien 4 und 44 zwischen Burgistein und Uetendorf wegen Erdrutschgefahr.

Vierwaldstättersee steigt

In Luzern und im Kanton Zug verschärfte sich die Hochwassergefahr. Der Pegel des Vierwaldstättersees stieg am Dienstag in 14 Stunden um über 25 Zentimeter. Er lag am Mittwoch um 7.30 Uhr bei 434,70 Meter über Meer und damit etwa einen Meter über dem normalen Pegel. Seit Dienstagabend gilt für den Vierwaldstättersee die höchste der fünf Gefahrenstufen.

Die Feuerwehr hatte die Schutzmassnahmen am Ufer der Reuss verstärkt. Ein Teil der Gehwege und und Brücken ist gesperrt. Das nahe der Reuss gelegene Historische Museum Luzern schloss. Weil Wasser ins Untergeschoss drang, müssen die Angestellte Sammlungsstücke in obere Stockwerke tragen und haben keine Zeit für den normalen Betrieb.

Die Reuss sorgt auch im Kanton Zug für Probleme. Besonders betroffen sei Hünenberg ZG, teilte der kantonale Führungsstab mit. Der Reussdamm könnte dort bersten. Im Kanton Aargau trat die Reuss teilweise über die Ufer. In Suhr überspülte die Wyna das Freibad.

Zentralbahn schliesst Strecke

Der Pegel im Sarnersee liegt 135 Zentimeter über dem Mittelwert. Wie der Alpnachersee (Teil des Vierwaldstättersees) trat er bereits teilweise über die Ufer. Die Zentralbahn sperrte ihre Strecke zwischen Hergiswil NW und Sarnen OW, nachdem die Sarner Aa die Platte einer Bahnbrücke überspült hatte. Zwischen Dallenwil NW und Engelberg OW fährt die Bahn wegen Unwetterschäden vom Samstag nicht.

In Uri beruhigte sich die Lage an der Reuss. Im Urserental, wo am Dienstag der Bahnverkehr zwischen Andermatt und Realp eingestellt wurde, fuhren die Züge wieder.

In etlichen Gemeinden kam es zu Erdrutschen. Im glarnerischen Klöntal rutschte eine Strasse ab. Sie kann nur noch mit leichteren Fahrzeugen befahren werden. In Oberägeri ZG wurden Bewohner einer bedrohten Liegenschaft nach einem Hangrutsch evakuiert. Im Kanton Waadt ging ein Rutsch zwischen Cully und Rivaz auf die Strasse am Genfersee nieder. Die Aufräumarbeiten könnten mehrere Tage dauern.

Knapp unter Alarmstufe 4

Die Zürcher Gewässer lagen am Mittwochmorgen alle noch knapp unter der Alarmstufe 4, also wenige Zentimeter unter der Hochwassermarke. Der Kanton rechnet damit, dass die Marke in den nächsten Tagen überschritten wird.

Auch der Wasserstand der Limmat dürfte wegen des hohen Zürichsee-Pegels weiter steigen. Als Vorsichtsmassnahme wurde der Pegel des Sihlsees am Dienstagabend bereits gesenkt, um die Limmat nicht zusätzlich zu belasten. Bootfahren und Schwimmen in diesem Fluss und auch in der Sihl sind verboten. Überhaupt sollten sich die Menschen von Ufern fernhalten.

Bei den SBB war am Mittwochmorgen noch die Bahnlinie ins Zürcher Furttal zwischen Zürich-Seebach und Regensdorf-Watt unterbrochen. Sie sollte am Montag wieder den Betrieb aufnehmen.

Millionenschäden

Der Versicherer Allianz bezifferte die Schäden durch das Sturmtief «Bernd» vor allem im Kanton Zürich auf neun Millionen Franken. 2021 geht er bisher von Unwetterschäden in der Höhe von 106 Millionen Franken aus - ein neuer Rekord.

Das Wetter schlägt auch auf die Gemüseversorgung durch, es gibt Engpässe. Bei den Lagergemüsen Rüebli und Zwiebeln gibt es grosse Ausfälle. Kohlsorten verfaulen auf den Feldern. Die Preise dürften steigen.

veröffentlicht: 14. Juli 2021 16:55
aktualisiert: 14. Juli 2021 16:55
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch