Nach Ukraine-Aussagen

«Sehr problematisch»: Alain Berset wird von (fast) allen Seiten kritisiert

14.03.2023, 11:45 Uhr
· Online seit 14.03.2023, 06:29 Uhr
Alain Berset hat mit Aussagen zur Neutralität im Ukraine-Krieg Unmut auf sich gezogen. Sogar aus der Ukraine melden sich kritische Stimmen. Einzig aus einer Partei erhält der Bundespräsident Rückhalt.
Anzeige

Mit seinen Aussagen in der «NZZ am Sonntag», dass der Westen in «Kriegsrausch» verfallen sei und dass Verhandlungen mit Russland geführt werden müssten, hat sich Bundespräsident Alain Berset viel Kritik eingebrockt – von linker als auch von bürgerlicher Seite. Sein Parteikollege, SP-Co-Präsident Cédric Wermuth, sagte am Montag gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung», er teile den Wunsch Bersets nach einem Ende des Blutvergiessens, «aber weder seine Analyse noch die Schlussfolgerungen.» Im Moment gebe es «schlicht keine Perspektive für Verhandlungen».

FDP-Präsident Thierry Burkart wird im «Blick» wie folgt zitiert: «Diese Aussage des Bundespräsidenten schockiert mich.» Indem Berset von «Kriegsrausch» spricht und nicht Russland meint, sondern die westlichen Staaten, rechtfertige er den Angriff Russlands auf einen souveränen Staat.

«Neutralitätsrecht ist klar»

Mitte-Fraktionschef Matthias Bregy empfindet die Aussagen Bersets gar als «inakzeptabel»: «Ich erwarte, dass er solche Äusserungen künftig unterlässt und der Debatte stattdessen die notwendige Ernsthaftigkeit schenkt, so wie es sich für einen Bundespräsidenten gehört.» Klar könne man unterschiedlicher Meinung sein – es gehe aber nicht an, «Andersdenkende als Kriegstreiber zu verunglimpfen.»

In Person von SVP-Parteipräsident Marco Chiesa erfährt Berset aber auch Zustimmung. Gegenüber dem SRF erachtet der Tessiner die Position des Bundespräsidenten als vernünftig: «Das Neutralitätsrecht ist klar: Keine Waffen an Kriegsparteien», wird Chiesa zitiert. Die Neutralität sei eine der wichtigsten Werte der Schweiz.

«Dann wird er ernüchtert»

Die Kritik in Richtung Berset beschränkt sich freilich nicht auf die Schweizer Politszene. Auch ausländische Politiker haben seine Aussagen aufgegriffen und verurteilt. Der frühere Staatspräsident Estlands etwa, Toomas Hendrik Ilves, tweetete am Montag: «Alain Berset ist ein Name, den wir alle lernen sollten und der zum Synonym für den Abstieg in die völlige Absurdität werden sollte, um das Unhaltbare zu verteidigen.»

Und ein ukrainischer Priester namens Nazar Zatorskyy sagt gegenüber dem Schweizer Kirchenmagazin kath.ch: «Es geht um Selbstverteidigung, nicht um Kriegsrausch.» Zatorskyy wünsche sich, dass Herr Berset in die Ukraine fahre und sich dort nicht die zerstörten Städte ansehe, sondern der Beisetzung von Kriegsgefallenen beiwohne und Kriegswaise besuche. «Dann wird er von seinem Friedensrausch ernüchtert.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 14. März 2023 06:29
aktualisiert: 14. März 2023 11:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch