Muri AG

Seine Brieftauben sind Europameister: Das fasziniert Gian (19) an seinen Vögeln

· Online seit 06.11.2022, 06:39 Uhr
Manchen Menschen ist sie ein Dorn im Auge, in der Gesellschaft ist sie als Friedenssymbol verankert und für manch einen ist die Taube der tollste Vogel der Welt. So zum Beispiel für den 19-jährigen Schreiner Gian Stöckli. Wir haben den Züchter besucht.

Quelle: ArgoviaToday / Cyrill Felder / Severin Mayer

Anzeige

Der Brieftaubensport begleitet Gian, seit er ein kleines Kind ist. Dies hat er seinem Vater zu verdanken, wie er mit Stolz erzählt: «Mein Vater begann im Alter von etwa 14 Jahren, Brieftauben zu züchten. Er ist in Aristau auf einem Bauernhof aufgewachsen, wo er sich in einem Schopf einen Taubenschlag baute. Gegen den Willen seiner Eltern nahm er von einem Nachbarn ein Pärchen Tauben zu sich und begann mit ihnen zu züchten.» Beim Umzug ins Eigenheim in Muri baute er dann einen neuen Taubenschlag. Kurz darauf kam Gian zur Welt. Der erfahrene Taubenzüchter beherbergt heute zusammen mit seinen Söhnen 70 Tauben im Garten.

Mehrfacher Schweizer- und Europameister

«Die schönste Zeit des Jahres ist immer, wenn die neugeschlüpften Tauben aufwachsen. Es ist wundervoll zu sehen, wie die Eltern ihre Jungen aufziehen», erzählt Gian. Dies weckte schon früh das Interesse an den Vögeln, was ihn dazu verleitete, mit seinem Bruder bei den Junioren-Wettflügen teilzunehmen. Zusammen mit ihrem Vater lassen sie ihre Vögel zehn bis zwölf Mal pro Jahr an Wettkämpfen fliegen. Bei diesen bewältigen die Tauben Flugstrecken bis zu 600 Kilometer in Höchstgeschwindigkeit. Gian und sein Bruder sind bereits sechsfache Junioren-Schweizermeister und wurden in der selben Kategorie zwei Mal zum Europameister gekürt.

Vogel mit integriertem Kompass

Der aussergewöhnliche Orientierungssinn begeistert den 19-Jährigen heute noch. Die Tauben sind in der Lage, immer wieder nach Hause zu finden. Ein innerer Kompass ermöglicht den Vögeln eine präzise Flugroute. An den Sportwettkämpfen steht die Schnelligkeit der Vögel im Vordergrund. Im Ausstellungswesen werden Ästhetik, Knochenbau, Muskulatur und Gefieder bewertet.

Die meisten Menschen kennen die Tauben als grau gefiederte Stadtbewohner, welche auf Statuen oder Regenrinnen sitzen und vom Boden Brotkrümel aufpicken. Die Ästhetik fällt dabei nur den wenigsten auf. Gian vermutet allerdings, dass die Brieftaube von der Stadttaube abstammt: «Während eine Stadttaube wild in einer Siedlung lebt, haust die Brieftaube wohlbehütet im Schlag. Brieftauben würden nicht auf fremde Dächer sitzen. Ein Züchter achtet darauf, dass seine Tauben die benachbarten Häuser nicht verdrecken.»

Nachwuchs im Brieftaubensport

Dass die Tauben die Nachbarn nicht verärgern, ist Züchter Gian ein anliegen. Allerdings ist er in der Szene eher eine Ausnahme. Auffallend sei, dass der Sport unter Jungen nicht sehr verbreitet ist: «Wir würden uns über mehr junge Leute im Brieftaubensport freuen. Der Nachwuchs wird wenig gefördert, was sich an den Wettkämpfen bemerkbar macht. Viele der Teilnehmenden sind schon etwas älter.» Was junge Menschen möglicherweise davon abhält, ist der zeitintensive Aufwand, der mit der Leidenschaft einhergeht: Die Instandhaltung des Schlages, die Fütterung der Tauben und der tägliche Spazierflug im Sommer beanspruchen viel Zeit. Zeit, die sich Gian gerne nimmt.

veröffentlicht: 6. November 2022 06:39
aktualisiert: 6. November 2022 06:39
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch