Avenir Suisse

So haben die Kantone die Corona-Pandemie bewältigt

· Online seit 15.12.2021, 07:16 Uhr
Eine Studie der Denkfabrik Avenir Suisse verteilt den Kantonen insgesamt gute Noten für die Bewältigung der Corona-Pandemie. Vor allem drei Kantone werden besonders gelobt.
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Der am Mittwoch veröffentlichte 140-seitige Bericht vergleicht die sechs Aufgabenbereiche der kantonalen Corona-Politik: Testen und Kontaktverfolgung, Spitäler, Impfkampagnen, Härtefallhilfen, Volksschulen sowie die generelle Krisenvorsorge.

Musterschüler Graubünden

Am meisten Lorbeeren ernten Graubünden, Tessin und Zug. Zurecht hätten etwa die Bündner im Januar 2021 zu flächendeckenden Massentests gewechselt, schreibt Avenir Suisse. Dass Graubünden der einzige Kanton geblieben sei, in dem die Betriebstestungen zu einem relevanten Faktor geworden seien, sei bedauerlich, stellt der Bericht fest.

Graubünden schneide aber auch in den meisten anderen untersuchten Bereichen überdurchschnittlich gut ab. Ältere und vulnerable Personen seien nur in wenigen anderen Kantonen schneller geimpft worden. Bei der Berechnung der Härtefallhilfe habe sich das Bündner Modell an den tatsächlichen wirtschaftlichen Einbussen orientiert. Gute Noten gibt es auch für die Krisenvorsorge und -organisation.

Überdurchschnittliche Spitalkapazitäten im Tessin

Der von der Pandemie stark betroffene Kanton Tessin hat sich laut Avenir Suisse in zwei Bereichen als Vorreiter behauptet: Besonders das Kapazitätsmanagement der Tessiner Spitäler wird als vorbildlich gewertet. Der Kanton dürfte auch davon profitiert haben, dass die Kapazitäten in den Spitälern im Verhältnis zur Bevölkerung bereits vor der Krise überdurchschnittlich grosszügig waren, stellt der Bericht fest.

In keinem anderen Kanton hätten die Risikogruppen von einem höheren Impftempo profitiert als im Südkanton. Durch die Nähe zu Italien habe es während der ersten Pandemiewelle im Tessin vermutlich weniger Anstrengungen gebraucht, um in der Verwaltung und der Bevölkerung ein gemeinsames Krisenbewusstsein zu schaffen.

Test-Hochburg Zug

Der Kanton Zug sticht für die Studienautoren positiv heraus, weil hier «in Abhängigkeit von den Fallzahlen beinahe am meisten getestet» wurde. Beim Testen und der Kontaktverfolgung sei mit Ausnahme der Betriebstests ein überzeugendes System geschaffen worden. Zug habe nämlich neben Graubünden als einziger Kanton in den Schulen zwei Mal pro Woche getestet.

Zudem habe der Kanton das leistungsfähigste Contact-Tracing und eine effektive Impfkampagne aufgezogen. Und kein Kanton habe in den ersten Monaten die älteste Bevölkerungsgruppe schneller geimpft. Der Kantonale Pandemieplan habe die Grundlage für eine handlungsfähige Krisenorganisation gelegt.

Verbesserungspotential gibt es bei allen

Doch Avenir Suisse hält nicht nur einen Lobgesang auf die Schweizer Kantone und deren Pandemie-Management: Allgemein wurde festgestellt, dass die Vorsorgeplanung im Gesundheitsbereich und im Bevölkerungsschutz von den Kantonen inhaltlich zu wenig detailliert betrieben worden sei.

Mitunter habe das Bewusstsein für kurzfristig notwendige Schritte zur Eindämmung der Pandemie gefehlt. Als Beispiele dazu seien etwa das Contact-Tracing im Sommer 2020, fehlende niederschwellige Testangebote im Herbst 2020 oder «wenig kreative Bemühungen» zur Erhöhung der Impfquote im Sommer 2021.

Um die Pandemie unter Kontrolle zu halten, führt laut den Studienautoren in der Praxis kein Weg an umfangreichen Tests in Kombination mit Contact-Tracing (CT) vorbei. Eine vollkommene Überlastung des Schweizer Gesundheitswesens konnte, wie die Studie festhält, bis dato knapp vermieden werden. Die Impfung der Bevölkerung sei «der wichtigste Hebel in der Pandemiebekämpfung».

(sda/red.)

veröffentlicht: 15. Dezember 2021 07:16
aktualisiert: 15. Dezember 2021 07:16
Quelle: ArgoviaToday

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