OP für mehr Männlichkeit

Von diesem Chirurgen lassen sich Incels den Kiefer brechen

· Online seit 26.01.2023, 14:14 Uhr
Die Incel-Szene wird in der Schweiz seit dem 1. Januar genauer unter die Lupe genommen. Ein Zürcher Chirurg wird in Incel-Foren als Anlaufstelle für Verbreitungen des Kiefers genannt. Die Today-Redaktion hat ihn in seiner Praxis besucht.

Quelle: CH Media Video Unit / Olivia Eberhardt

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Sie hassen Frauen, betrachten sich selbst als Männer dritter Klasse und haben unfreiwillig weder Sex noch eine Beziehung zu einer Frau. Die so genannten Incels sind kein neues Phänomen, werden seit diesem Jahr aber genauer unter die Lupe genommen. Wie das Bundesamt für Polizei (Fedpol) gegenüber dem «Tages-Anzeigers» bestätigt, verfolgt man das Phänomen der Incels «im Kontext der strategischen Analysetätigkeit». 

Einer, der sich gut mit dieser Bewegung auskennt, ist Markus Theunert, Institutionsleiter bei männer.ch, dem Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen. «Die Incel-Ideologie ist sehr schräg, aber offenbar für bestimmte Männer attraktiv. Sie basiert – einfach gesagt – auf der Überzeugung, dass Männer ein naturgegebenes Recht auf Sex respektive eine Frau haben», erklärt er auf Anfrage.

Laut Theunert sind Incels der Auffassung, dass die Emanzipation der Frauen dieses evolutionäre Prinzip ausgehebelt habe. Sie gingen davon aus, der Feminismus habe dazu geführt, dass Frauen nur noch mit den heissesten Typen (den sogenannten Chads) schlafen wollten: «Mangels attraktiver genetischer Ausstattung haben die Incels in ihrer Wahrnehmung null Chancen auf Sex respektive auf eine Liebesbeziehung. Das erleben sie als vernichtende Kränkung – und diese rechtfertigt in ihren Augen die Abwertung von Frauen – bis hin zu ganz realer Gewalt.»

Zürcher Chirurg auf Incel-Foren

Ein grosser Teil des Austausches zwischen diesen Männern findet online in Incel-Foren statt. Hier treffen sich Männer, geben sich Ratschläge und nicht selten auch verbale Ohrfeigen. Ein Name, der in Incel-Foren auch auftaucht ist jener von Dr. Daniel Brusco, einem Chirurgen aus Zürich (siehe Video oben).  Seine Kundinnen und Kunden stammen aus der ganzen Welt – und aus Incel-Foren. Diese Patienten kommen zu ihm, um sich den Kiefer verbreitern zu lassen und so ein männlicheres Aussehen zu erlangen.

Der Chirurg weiss, dass seine Praxis auf solchen Plattformen zirkuliert. Wie viele seiner Patienten tatsächlich so den Weg in seine Praxis finden, kann Brusco nicht sagen. «Niemand outet sich in dem Sinne. Aber man spürt anhand dessen, wie sich die Patienten mit sich auseinandersetzen, dass es teilweise in Richtung Incel gehen kann.»

Auch nimmt er nicht jeden Patienten an. Insbesondere dann, wenn der Eindruck entsteht, dass die Probleme mehr mit der Psyche des Patienten und weniger mit dem Äusseren zu tun haben.

Social Media führt zu mehr Eingriffen

Brusco spürt, dass Eingriffe vor allem bei jungen Menschen immer gefragter sind. Wohl auch wegen Social Media: «Auf Social Media haben Sie ununterbrochen die Möglichkeit zu erfahren, welche ästhetischen und chirurgischen Eingriffe möglich sind. Selbstoptimierung hat auf unterschiedlichste Aspekte unseres Alltags einen Einfluss.»

Trotz allem: In einigen vielen Fällen kann ein solcher Eingriff die Lebensqualität tatsächlich steigern: «Gewisse Menschen haben bei der DNA bezüglich Kieferwachstum oder Gesichtsproportionen schlicht Pech gehabt. Hier können wir viel erreichen.»

veröffentlicht: 26. Januar 2023 14:14
aktualisiert: 26. Januar 2023 14:14
Quelle: ZüriToday

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